Vom Laufen und Davonlaufen

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barbara62 Avatar

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Als Aganetha Smart, genannt Aggie, im Jahr 1908 auf einer kanadischen Farm als elftes Kind ihres Vaters zur Welt kommt, sind vier ihrer Halbgeschwister und die erste Frau ihres Vaters bereits tot. 104 Jahre später, inzwischen im Pflegeheim und vollkommen allein, körperlich gebrechlich, aber geistig weitgehend auf der Höhe, erhält sie überraschenden Besuch von zwei ihr unbekannten jungen Leuten. Nach wie vor neugierig und unternehmungslustig, lässt sie sich auf einen Ausflug mit Kaley und Max ein. Er wird zu einer Rückkehr in die Vergangenheit und nach und nach erinnert sich Aggie an Szenen und Ereignisse aus ihrem langen, in jeder Hinsicht bewegten Leben voller Höhen und Tiefen mit einer für mich völlig überraschenden Wende am Ende des Romans.

Nach einer von zahllosen Todesfällen überschatteten und dennoch geborgenen Kindheit verlässt Aggie als junges Mädchen die Farm, um ihrem Halbbruder George und ihrer Schwester Olive nach Toronto zu folgen. Von Kind an sehr bewegungsfreudig, erhält sie dank der Unterstützung ihres Arbeitgebers und ihres disziplinierten Trainings die Möglichkeit, beim 800-Meter-Lauf der Olympischen Spielen 1928 in Amsterdam zu starten und gewinnt die Goldmedaille. Es ist ein Sieg nicht nur über die internationale Konkurrenz, sondern auch über ihre beste Freundin und Trainingspartnerin Glad. Dennoch scheint danach ihr Glück vollkommen: lukrative Werbeverträge, eine gemeinsame Wohnung mit Olive und Glad und ihre Liebe zu Johnny lassen sie von einer rosigen Zukunft träumen. Doch es kommt anders und Aggie muss für eine Entscheidung ihr Leben lang bezahlen...

Es ist unmöglich, ein 104 Jahre (oder länger) währendes Leben in einer kurzen Rezension zusammenzufassen oder auch nur alle Aspekte des Buches anzusprechen. Stattdessen empfehle ich die Lektüre dieses unterhaltsamen Romans, der so gut erzählt ist, dass ich trotz der sehr sprunghaften Erzählweise und der Vielzahl der Familienmitglieder nie den Faden verloren und kaum den vorn abgedruckten Familienstammbaum gebraucht habe.

Das Leben einer beeindruckenden, vom Laufen besessenen Frau, die trotz ihrer sportlichen Erfolge immer wieder an die Grenzen ihrer Zeit stößt, und das Porträt einer kanadischen Familie voller unterschiedlichster Charaktere und Lebenswege. Ich habe zwischen vier und fünf Sternen geschwankt und mich schließlich für die Höchststernezahl entschieden, weil der Roman ein so stimmiges Ganzes bildet.