Emotional und berührend

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"Die Frauen jenseits des Flusses" erzählt die Geschichte von Frances "Frankie" McGarth. Aufgewachsen in einem behüteten, gut situierten Elternhaus in Südkalifornien der 60er Jahren, schlägt sie zunächst den Lebensweg ein, den ihre Eltern sich für sie erträumen. Sie besucht ein katholisches Mädchencollege und wird Krankenschwester. Natürlich nur solange, bis sie einen Mann findet und heiratet. Doch Frankie will mehr. Ihr ganzes Leben lang hörte sie die Heldengeschichten ihres Vaters über die Männer der Familie, die in den Kriegen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ihrem Land gedient haben. Nun ist es ihr Bruder Finley, der nach Vietnam geht, um die Familientradition fortzusetzen. Frankie bleibt zurück, denn sie ist schließlich eine Frau. "Frauen können auch Helden sein." Dieser Satz, den der beste Freund ihres Bruders auf dessen Abschiedsparty zu ihr sagt, brennt sich in ihr Gedächtnis und beflügelt sie. Sie meldet sich freiwillig zur Army, um die Truppen in Vietnam als Krankenschwester zu unterstützen.

Das Buch von Kristin Hannah ist eine der berührensten und gleichzeitig ehrlichsten Geschichten, die ich lesen durfte. Der Krieg in Vietnam Ende der 1960er / Anfang der 1970er Jahre war bisher keine Thema, mit dem ich mich näher befasst habe. Doch die unverblümt ehrliche Beschreibung des Lebens der Soldaten, der Ärzte, Sanitäter und Krankenschwestern in mitten des Grauens des Krieges hat mich gefesselt. Kristin Hannah schreibt ohne jeden Pathos und lässt Bilder des Geschehens in meinem Kopf entstehen.

Genauso erschütternd und schonungslos ehrlich wie der erste Teil des Buches das Leben als Feldkrankenschwester beschreibt, so zeigt der zweite Teil das Leben nach dem Einsatz. Zurück in Südkalifornien ist Frankie konfrontiert mit der ablehnende Haltung der Bevölkerung gegen den Krieg und die Veteranen, aber auch mit den emotionalen und psychischen Folgen für sie.

"Die Frauen jenseits des Flusses" wirkt mit seinem farbenfrohen Cover wie eine leichte Geschichte. Doch hinter dem Cover versteckt sich ein ergreifendes Buch. Eine wahre Geschichte mit sehr gut recherchierten historischen Fakten und einer unglaublichen Gefühlspalette. Ein Buch auf das man sich einlassen muss, das einen in seinen Bann zieht. An mehr als einer Stelle hatte ich Tränen in den Augen, habe den Atem angehalten und auch gehofft. Frankie und alle anderen Charaktere sind echt und so nahbar. Keine perfekten Helden, sondern echte Menschen.

Es ist sicher nicht das letzte Buch von Kristin Hannah, das ich lese.