Große Leseempfehlung

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geli73 Avatar

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Mich hat der Klappentext gereizt, da ich gerade erst zwei andere Bücher über Vietnam gelesen habe, es dieses Mal aber um die Perspektive einer amerikanische Frau im Vietnamkrieg handelt.

Im ersten Teil begleiten wir Frances, genannt Frankie, nach Vietnam, nachdem sie als 20-jährige ihre Ausbildung zur Krankenschwester abgeschlossen hat und ihren Bruder, der als Soldat dort war, im Krieg verloren hat, ohne ihn beerdigen zu können.

Die Schilderung der Zeit in Vietnam ist hart, es ist grausam, mitzuerleben, wie oft das medizinische Personal nicht mehr helfen kann oder erst nach Amputationen Leben retten kann. Doch zwischendurch gibt es auch immer wieder Passagen zum Durchatmen, sei es beim Feiern oder auch bei den Beschreibungen der engen Freundschaft von Frances, Babs und Ethel. Vor allem die Freundschaft der drei Frauen war etwas ganz besonderes, so unterschiedlilch die drei auch waren und wie verschieden sie nach Heimkehr mit ihren Erlebnissen auch waren, hielten sie doch zusammen.

Im zweiten Teil erleben wir mit, wie Frances als Rückkehrerin empfangen wird, "Babykiller" oder "Kriegstreiber" wird ihr vorgeworen, kein Dank oder Respekt wird den Vietnam-Veteranen entgegengebracht, denn das amerikanische Volk protestiert gegen diesen Krieg. Währenddessen feiern ihre ehemaligen Schulkameradinnen Brautparties und brüsten sich, dass ihre Verlobten sich um den Wehrdienst gedrückt haben.

Frankies Absturz hat mich so mitgenommen, ich habe mit ihr mitgelitten und geweint, wenn ihr Vater sie nicht als Heldin akzeptieren konnte oder sie bei den entsprechenden Stellen nicht als Veteranin anerkannt wird, weil es ja keine Frauen in Vietnam gab.

Ich war zu jung, um den Vietnamkrieg zu erleben, daher war mir die Rolle der Soldatinnen gar nicht bewusst. Dass die Diagnose "posttraumatische Belastungstörung" erst nach dem Vietnamkrieg anerkannt wurde, war mir auch nicht klar. Und wie sehr die Unruhen in Amerika das Volk spalteten, war anschaulich geschildert.

Über allem lag der Soundtrack des Krieges, etliche Lieder und ihre Bedeutung für die Soldaten wurden erwähnt, und das hat für mich auch nochmal die Schilderung deutlicher gemacht, denn viele der Songs sind sogenannte Evergreens. "Tie a yellow ribbon" zum Beispiel, als die Gefangenen zurückkehrten oder "we gotta get out of this place", was oft in Vietnam gespielt wurde.

Für mich hatte "Die Frauen jenseits des Flusses" alles, was ein Roman haben muss, um mich mitzureißen.