Starker Anfang, der eine gefühlvolle Geschichte verspricht

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mary-sophie Avatar

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Das Cover finde ich sehr schön. Mir gefällt die recht fröhliche Farbgebung mit dem leuchtenden Kleid der Dame, sowie den Grüntönen im Hintergrund, die auch gerade perfekt zu der derzeitigen Jahreszeit passen.
Es erinnert mich an einen Aufbruch, in eine neue Zeit / ein neues Leben mit ganz viel Hoffnung vonseiten der Frau. Es macht Hoffnung auf verschiedene Dinge und muntert mich auf.

Die kurze Inhaltsangabe klingt für mich vielversprechend. Es vereint nicht nur ein tragisches Erlebnis, sondern auch die Hoffnung auf ein anderes, selbstbestimmtes Leben (vonseiten Agneta), sowie eine aufregende Familiengeschichte mit Geheimnissen und Hürden, die überwunden werden müssen.
Ich finde es sehr stark, mit ihrer Familie zu brechen, um ihrem Traum nachzugehen. Einen Schritt, den ich nie machen könnte, weil ich dafür nicht nur zu feige wäre, sondern die Entscheidung ewig bereuen würde. Die Jahre, die man ohne Familie verbringt, kann einem niemand wiedergeben und ich glaube, dass hat auch Agneta in dem Moment bemerkt, als sie die Todesnachricht erhalten hat.
Scheinbar ist niemand weiteres aus Agneta´s näherer Familie noch am Leben, der das Erbe antreten könnte. Vielleicht ist es aber auch ein Zeichen des Vaters, dass er im Grunde auf seine Tochter stolz war und ihr mit dem Erbe zeigen will, wie wichtig sie ihm war und das er sie wertgeschätzt hat.

Ich fand es verwunderlich zu lesen, dass Agneta zwar ein selbstbestimmtes Leben als Malerin führen will, sich gleichzeitig aber auch nach einem Leben mit Mann sehnt, in dem alles seine Ordnung hat und jeder seinen Platz. Anfangs hatte ich dadurch den Eindruck, dass sie recht rebellisch auftritt, nun jedoch hat sich innerhalb der kurzen Inhaltsangabe mein Eindruck schon verändert.

Ich weiß noch nicht, was ich davon finden soll, dass Agneta ihrer "Pflicht" nachgeht und das Erbe antritt und somit zur Gutsherrin wird. Einerseits denke ich, dass sie sich dadurch ihrer Familie wieder näher fühlen wird und sie vielleicht auch mit Personen ausder Vergangenheit Kontakt knüpfen würde. Vielleicht kommen ja auch noch Geheimnisse ans Licht, die Agnetas Sicht auf viele Dinge ändern.
Andererseits finde ich es traurig, dass sie ihrem Traum nicht nachtgeht, sondern ihrer Pflicht. Es ist ja eindeutig nicht ihr Traum und sie ist ja damit auch nicht ganz glücklich.

Die Leseprobe war sehr flüssig und angenehm zu lesen. DIe Schreibweise fand ich gut und anspruchsvoll. Viele DInge fand ich bildlich dargestellt und alles wirkte sehr lebendig und dadurch authentisch.
Dazu beigetragen hat woöglich auch die Erzählperspektive, die Ich-Erzählerin Agneta. Dadurch fiel es mir leicht, mich schnell in die Rolle von Agneta hineinzuversetzen, mit ihr eine Bindung zu knüpfen und zu ihr Sympathie aufzubauen.
Ich habe richtig mit Agneta mitgelitten, als sie das Telegramm erhalten hat. Man hat deutlich gemerkt, wie sehr sie die Nachricht mitgenommen hat und was sie sich für Gedanken gemacht hat. Das zeigt, wie sehr sie ihre Familie vermisst und wie nahe sie ihr doch steht.

Es war dramaturgisch perfekt dargestellt, wie Agneta ihre Sachen packt, die Reise in die Heimat antritt und dort von dem Kutscher empfangen wird. Ich habe mit ihr gefühlt und fand es sprachlich perfekt dargestellt. Man konnte sich als Leser gut in ihre Lage hineinversetzen, mit ihr hoffen und bangen.
Es war auch für mich ein Schock, als der Vater plötzlich tot auf dem Bett lag. Ich hatte mit vielen Dingen gerechnet, jedoch war es meine Erwartungshaltung, dass Agneta ihren Vater noch ein letztes Mal lebendig gegenübertreten kann.

Die Leseprobe hat mir zusammenfassend sehr gut gefallen und hat mein Interesse an dem Roman noch erweitert.
Meine Erwartungen sind, dass sich bestimmt viele interessante Gespräche zwischen Agneta und ihrer Mutter entstehen könnten, die viel Erkenntnise für den jeweils anderen bringen und die beiden Frauen wieder näher bringen. Dadurch könnte auch eine große Aussprache kommen, die Vergangenes vergessen lässt und ein friedliches Zusammenleben ermöglicht.
Des Weiteren denke ich, dass es noch einige Geheimnisse geben wird, die ans Licht kommen und dadurch Agnetas Sicht verändern.

Nach dem Beenden der Leseprobe sind bei mir einige Fragen offen geblieben, die durch eine Lektüre des Buches geklärt werden könnten.
Was wird wohl mit Hendrik passieren? Stirbt er auch oder trägt er von dem Unfall solch schwere Verletzungen, die es unmöglich machen, das Gut zu führen?
Wie wird Michael mit der Situation umgehen, dass seine Geliebte sich an einem anderen Ort aufhält und sie nun erstmal eine Fernbeziehung führen müssen?
Entpuppt sich die Mutter im Verlauf des weiteren Romans als eine andere Frau, die sich öffnet und Frieden schafft?
Wie wird sich Agneta in ihrer neuen Rolle zurechtfinden? Ich kann sie mir nach dem bisher gelesenen nur schwer vorstellen, dass sie in ihrer Rolle als Gutsherrin richtig glücklich wird und Erfüllung findet.