Ein Familiendrama mit kleinen Schwächen

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lilly94 Avatar

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Agneta Lejongård ist eine junge Frau, die im Kunststudium in Stockholm vermeintlich ihr Lebensziel gefunden hat. Sie hat sich von ihrer adligen Familie losgesagt und lebt seit einem Jahr in einer wilden Partnerschaft mit Michael- einem angehenden Anwalt. Eines Morgens bekommt sie ein erschreckendes Schreiben: Ihr Bruder, der Erbe des Löwenhofes, und ihr Vater wurden bei einem Unfall schwer verletzt. Völlig aufgelöst und voller widersprüchlicher Gefühle macht sich sich auf den Weg zu ihrer Familie und steht bald vor einer Entscheidung, die ihr Leben beeinflussen wird.
Trotz anfänglicher Zweifel übernimmt Agneta Verantwortung für den Hof und für ihre Familie. Sie trifft sehr schnell auf Steine, die ihr zur damaligen Zeit als Frau in den Weg gelegt wurden.

Mir hat der Auftakt der Trilogie "Die Frauen vom Löwenhof" ganz gut gefallen. Agneta ist eine sympatische junge Frau, die zumindest anfangs versucht, ihre revolutionären Werte und Gedanken durchzusetzen. Die Geschichte spielt hauptsächlich am Rande Stockholms, was mich als Fan Schwedens sehr gefreut hat. Leider hat man neben der Erwähnung von Stockholm und neben den schwedischen Namen nicht viel von dem schwedischen Flair gemerkt.
Einige Punkte muss ich als Fan der Autorin leider trotzdem kritisieren. Agneta wird zu Beginn als leidenschaftliche Künstlerin und Sufragette dargestellt. Bis auf eine Hilfsaktion für ihr Zimmermädchen Susanne und ihren Gedanken merkt man davon im Verlauf des Buches jedoch leider nicht viel. Meiner Meinung nach passt sich Agneta viel zu schnell den gesellschaftlichen Zwängen ihres Standes an und "rebelliert" zu wenig. Ich habe mir mehr Veränderungen in den adeligen Traditionen gewünscht. Leider hat die Autorin auch Agnetas künstlerische Ader während des Hauptteils der Geschichte unterdrückt.
Die knapp 700 Seiten ließen sich zwar aufgrund des wunderschönen Schreibstils von Corinna Bomann sehr leicht und schnell lesen, dennoch hätte die Geschichte auch gern kürzer gefasst können; Agnetas gefühlsduseligen Gedanken haben sich manchmal ganz schön gezogen.
Ich weiß nicht, wie realitätsnah es ist, dass die Familie in Schweden nur sehr wenig vom ersten Weltkrieg spürt, aber dafür kenne ich mich historisch zu wenig aus um dies als negativ/positiv bewerten zu können.
Warum habe ich das Buch trotz der negativen Punkte mit 3.5 bis 4 Sternen bewertet?
Ich konnte in das Buch sehr schnell eintauchen und ich habe alle Charaktere schnell ins Herz geschlossen. Die wenigen Längen des Buches kann ich verzeihen, da das Buch nicht kompliziert verfasst ist und man quasi über die Seiten fliegt. Mit einigen Wendungen hat mich Corinna Bomann überraschen können und ich bin gespannt auf den weiteren Verlauf der Geschichte. Die negativen Punkte haben mich nicht maßgeblich am Lesefluss gestört.
Ich kann das Buch denjenigen empfehlen, die eine schöne Familiengeschichte mit wenig Konfliktpotential lesen möchten.