Ein seltsames Bild schwedischer Frauen um 1913

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Agneta lebt in Stockholm ein freies Leben als Malerin. Ihre Beziehung zu Michael ist gerade am Scheitern, als die Nachricht eintrifft, dass ihr Vater gestorben ist und sie nun den Löwenhof führen muss. Dort erfährt sie nach und nach Wahrheiten, die ihr Bild von ihrer Familie völlig verändern. Doch Agneta trauert Michael nach und auch ihre neue Liebe steht unter keinem guten Stern …

Im Gegensatz zum allgemeinen Trend hat mich das Buch nicht vom Hocker gehauen. Mir war da zu wenig vom Zeitgeist eingefangen und vor allem fehlte mir etwas, das mein Interesse erregte. Frauen zu der Zeit hatten es nicht ganz so leicht, das stimmt. Aber Agneta lebte vor ihrem Erbe schon privilegiert und auch danach. Sie hatte es immer leicht im Leben und dennoch ist sie ständig unzufrieden. Was ihr wichtig ist und was sie will – das sind Dinge, die ich nicht relevant finde. Ich war begeistert von „Die Charité“ und „Die Ärztin“. Bei diesen Büchern wird das Leben viel realistischer geschildert. Hier haben Menschen echte Probleme und keinen goldenen Löffel im Mund ..! Es tut mir wirklich leid, aber für mich ist das ein schnöder Liebesroman um eine verwöhnte Frau, die stets gedankenlos durchs Leben geht und dabei sich selbst im Weg steht bei der Suche nach ihrem Glück. Ach, nee, echt, braucht man so nicht.

Geschrieben ist die Story recht gut, da kann ich nicht meckern. Nur eben die „Message“ ist so lasch. Mir fehlt sehr viel von der schwedischen Lebensart. Einige Passagen waren so detailliert geschrieben, dass sie langweilig wurden und man gedanklich leicht abschweifen konnte. Ich wusste bis kurz vor dem Ende nicht, was mir die Story überhaupt mitteilen oder sagen möchte oder soll. Zwar muss mich nicht jedes Buch schlauer machen, aber selbst ein blutiger Thriller hat mehr Aussagekraft, als dieser historische Roman. Das enttäuscht mich genug, um kein Interesse an den weiteren Teilen zu haben.

Am Ende gibt es ein paar erstaunliche Ereignisse, die insgesamt aber den Kreis sich schließen lassen. Das ist einerseits gelungen, andererseits aber auch so arg konstruiert, dass mir fast der Kiefer heruntergeklappt ist. Sobald ein ernstes Thema kommt, wird es weichgespült und total soft in Luft aufgelöst. Das geht besser!

Nora Jokhosha hat mir noch dazu die Frauen zu zickig sprechen lassen. Kaum eine weibliche Figur kann bei ihr normal sprechen, die sind alle schrill und von oben herab. Das hat mich sehr gestört.

Wenn man ein unaufgeregtes Buch sucht, das in Schweden spielt, nicht wesentlich das Frauenbild stärkt und von Anfang bis Ende um unglückliche Liebe geht, dann ist man hier richtig. Ich kann leider nur drei Sterne geben.