Roman mit südfranzösischem Flair

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die bücherdiebin Avatar

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Inhalt: Drei Jahre nachdem Amélie bei einem tragischen Verkehrsunfall ihren Mann und ihren kleinen Sohn verlor, bestimmt immer noch tiefe Trauer ihr Leben. Kurzentschlossen reist sie nach Collioure, an der südfranzösischen Cote Vermeille, um dort in der alten Baguetterie ihre Großmutter Abstand zu gewinnen. Dort angekommen, muss sie feststellen, dass ihre Tante Valerie die obere Etage des Hauses an den Journalisten Benjamin vermietet hat. Amélie ist wenig erfreut über ihren Mitbewohner und lässt Benjamin das auch bei jeder Gelegenheit spüren. Bei einem Besuch ihrer Großmutter Isabelle im Seniorenheim, übergibt diese Amélie ihr altes Tagebuch, das sie bisher wie einen Schatz gehütet hatte. Im Tagebuch erzählt Isabelle ihre eigene tragische Liebesgeschichte zur Zeit der deutschen Besatzung in Frankreich.

Meine Meinung: Der flüssige und angenehme Schreibstil von Silke Ziegler macht es leicht, in die Geschichte einzutauchen. Die bildhaften Beschreibungen des kleinen südfranzösischen Küstenortes Collioure und der Baguetterie sind wirklich schön und lassen schnell Bilder vor Augen entstehen.
Während Amélie in dem kleinen malerischen Ort, in dem sie in ihrer Kindheit viele Sommer verbracht hat, versucht, Abstand von dem schlimmsten Ereignis ihres Lebens zu gewinnen, liest sie immer wieder einige Seiten im Tagebuch ihrer Großmutter über deren Liebe zu einem deutschen Wehrmachtsoffizier - dem damaligen Feind. Die tragische Liebesgeschichte wühlt sie auf und berührt sie tief.
Obwohl ich Isabelle sehr gerne mochte, fand ich ihre Liebesgeschichte viel zu überstürzt und unglaubwürdig. Ihr deutscher Freund Friedrich blieb mir völlig fremd. Erst ziemlich gegen Ende der Tagebuchaufzeichnungen konnten mich die Ereignisse der Vergangenheit überzeugen und berühren.
Auch Amélie fand ich ganz sympathisch und ich konnte gut nachvollziehen, dass sie nach ihrem unvorstellbar schrecklichen Verlust einen Neuanfang braucht. Allerdings geht es ihr in Collioure überraschend schnell besser und ihr unhöfliches und aufbrausendes Verhalten Benjamin gegenüber empfand ich als übertrieben.
Insgesamt ist die Geschichte in der Gegenwart recht vorhersehbar, die in der Vergangenheit etwas weniger.

Fazit: Ein unterhaltsamer Frauenroman für zwischendurch mit einem wunderschönem Setting und südfranzösischem Flair.