ein Verwirrspiel

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sophia60 Avatar

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Die treffendste Kritik an seiner Erzählung lässt Llach die jüngste Maria im Jahr 2001 aussprechen: "Mensch Papa, ich kann dich doch nicht wie einen Schriftsteller lesen. Also, zuerst habe ich überhaupt nichts kapiert, ständig bin ich mit den Marias und den Epochen durcheinandergekommen und musste zurückblättern, um mich zurechtzufinden. Und kaum hatte ich den Faden wieder, fingst du auf einmal an mit den Märchen und Legenden und wie du sie sonst noch betitelst. Zum Glück hast du eine andere Schrift verwendet, sonst würde man da nicht mehr durchblicken." (Seite 216)
Vom Roman "Die Frauen von La Principal" von Lluis LLach bin ich leider enttäuscht. Die ersten Kapitel fingen spannend an, leider verliert sich der Autor bei der Schilderung der Lebensgeschichten der drei Marias in einem hin- und hergespringe in den verschiedenen Zeiten. Der erste Teil handelt im Zeitraum von 1893 bis 1940, der Zweite bis in Jahr 2001.
Immer wieder war ich als Leserin versucht, die Kapitelüberschriften nachzulesen, um die Aktuell beschreibe Zeit noch einmal nachzusehen. Das hemmt den Lesefluss ungemein, da hilft es auch nicht, wenn einige Abschnitte durchaus spannend und interessant geschrieben sind.
Da ist zunächst die Geschichte der "Alten" Maria, die 1893 das marode Weingut mit allen Wohngebäuden und Besitzungen erbt, und es in jahrelanger Arbeit mit fast diktatorischem Durchsetzungsvermögen wieder aufbaut.
Ein weiterer Teil der Erzählung findet im Jahr 1940 statt, als Maria, die Tochter der "Alten", das Weingut weiterführt und in wirtschaftlicher Voraussicht beschließt, alle Weinstöcke zu roden um Haselnusssträucher zu pflanzen. Dies wurde spannend und aufwendig beschrieben. Daher ist nicht zu verstehen warum LLach hier den Faden verliert; er vergisst, diesen Handlungsstrang weiterzuführen und der Leser fragt sich zu recht, warum im Jahr 2001 wieder ein Weingut besteht, das von der dritten Maria geführt wird.
Im Jahr 1940 geschehen auch zwei Morde, die ein rühriger Inspektor mit seinen aus Agatha-Christi-Krimis abgeschauten Methoden zu lösen versucht.
Hierüber wird in weiten Teilen des Buches berichtet, geschickt wird das Zeitgeschehen und Politische Ereignisse mit in die Romanhandlung eingebunden.
Ich frage mich als Leserin dennoch: was wollte Lluis Llach letztendlich schreiben? Einen historischen Roman mit schillernden Protagonistinnen; einen märchenhaften Liebesroman zwischen der hochherrschaftlichen Maria und ihrem bisexuellen Vorarbeiter; ein Generationenepos mit geschichtlichem Hintergrund oder einen Kriminalroman ? Es ist von allem etwas aber von allem nicht genug!