Kuddelmuddel um die drei Marias

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murksy Avatar

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Der Roman zieht sich über mehr als ein halbes Jahrhundert hin, enthält also eine gewisse historische Note, ohne allzu sehr in die damalige Zeit einzugehen. Damit will ich sagen, wer ein exaktes gesellschaftliches UND politisches Spiegelbild des damaligen Spaniens erwartet, wird zumindest teilweise enttäuscht. Doch dieser Mangel an tiefgreifender Analyse schadet dem Buch nicht, ganz im Gegenteil. Gerade das Anreißen der Umstände erleichtert es dem Leser, sich einzufinden auf dem Weingut. Wären die Aspekte wie Faschismus und Kriegwirren in die Geschichte eingeflossen, hätte man leicht den Blick auf das Wesentliche verlieren können. Und das ist einmal das Leben und Lieben der Maria (vorwiegend der klugen und hübschen Frau, die mit so mancher Moralvorstellung bricht). Ich weiß nicht, ob die Frauen der damaligen Zeit in Spanien wirklich einen so starken Stand hatten, aber man hofft es. Gegen die männliche Führungswelt und so manche Konvention hinwegsetzend gestalten die Frauen ihr Leben souverän und selbstbestimmt. Nicht nur Frauenrechte und Emanzipation werden so Teil der Entwicklung, sondern auch die Freizügigkeit der Liebe bis zu homosexuellen Beziehungen. Somit ist das Buch sehr vielschichtig, wird sogar spannungstechnisch von einem Kriminalfall begleitet, der von einem krimiliebenden Kriminalisten verfolgt wird. Wunderbar erzählt wird hierbei die Suche nach dem Täter, als auch der Faszination des Ermittlers für die junge Gutsherrin. Die Sprache ist der Geschichte angepasst, ohne zu kompliziert zu werden. Dadurch liest sich das Buch sehr angenehm und nimmt den Leser mit auf die Zeitreise. Fast eine Heile-Welt-Roman in einer unheiligen Zeit. Mit Geschick, Härte und Herz meistern die Frauen ihr Schicksal und gehen ihren Weg trotz aller Hindernisse. Wunderbare Literatur, die sich liest wie ein guter Rotwein.