Starke Frauen

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sissidack Avatar

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So unbeschwert wie das junge Paar auf dem Cover dargestellt ist, hat keine der Frauen, die La Principal je bewohnt geschweige denn geleitet haben, gelebt.
Nach anfänglichen Orientierungsproblemen im zeitlichen Zusammenhang und Ablauf der Familiengeschichte des Weingutes La Principal gestaltet sich der Roman fesselnd.
Die alte Amme Ursula ist die gute Seele für mehrere Generationen auf dem Familienbesitz. Sie weiß viel, verschweigt noch mehr und ist ihrer Herrschaft treu ergeben. Ursula ist zwar alt, aber geistig noch vollkommen klar. Als ein Kriminalist aus der Stadt dann zur Aufklärung eines Mordes auf dem Gut erscheint um die Besitzerin Maria zu verhören, zeigt sich, wie stark verbunden Ursula und Maria sind. Hier soll gesagt sein, dass alle Frauen, die La Principal leiten, den Namen Maria trugen und tragen. Genau diese Tatsache erschwert zum Teil die Orientierung zu Beginn des Romans.
Kurze Andeutungen des Autors zeigen die politischen Wirren im Land auf. Diesen Umständen ist zum Großteil auch die Entwicklung des Weingutes untergeordnet und nicht zu vergessen der Reblaus.
Alle Marias waren und sind starke Frauen. Sie sind klug, reserviert, mehr oder weniger sogar arrogant. Dies ist notwendig um sich in der von Männern bestimmten Welt behaupten zu können. Jede Maria findet einen passenden Lebenspartner. Wobei der Charakterzug der Unterordnung jedem dieser Männer zuzuordnen ist. Dafür gewähren die "starken Frauen" ihren Partnern viele Freiheiten und sehen über erhebliche Schwächen (Beziehungen zu anderen Frauen, Beziehung zum anderen Geschlecht) großzügig hinweg. Wenn eine Maria liebt, dann mit ganzer Seele, ganzem Herzen und bedingungslos. Wie stark diese Liebe ist, zeigt sich im Leben der vorletzten Herrin von La Pricipal. Sie verteidigt sich, ihren Mann und die Ehre der Familie bis zum Letzten. Sie ist dabei so klug, dass der Leser Mühe hat, den Gedankengängen (des Autors) Folge zu leisten.
Lluis Llach ist eine packende Verknüpfung von Krimi und Familienchronik gelungen.
Abschließend ist anzumerken, mit welcher Liebe der Autor die Schönheit der Natur in mehreren kurzen Passagen beschreibt.
Schade - die letzte der Marias hat wohl keine Nachkommen, womit eine fesselnde Familien- geschichte ihr Ende findet.