Historisch und ein wenig mystisch
"Die meisten Leben gehen an die Zeit verloren."
Diese Aussage findet sich im Prolog und im Epilog von Sullivans Roman "Die Frauen von Maine". Eine Dozentin der Hauptfigur Jane erwähnt den Satz an der Universität, wo die Highschool-Schülerin bereits erste Kurse besucht. Das sie das tut ist nicht selbstverständlich, denn Jane stammt aus einem Elternhaus, das man heute als schwierig oder gar prekär beschreiben würde. Die Mutter trinkt, einen Vater gibt es nicht und Geld ist auch keines da. Jahre später - und in dieser Zeit begleiten die Leser Jane - scheint sie am Tiefpunkt angelangt zu sein, ihrer Mutter ähnlicher als beabsichtigt. Nach einem Absturz auf einem Empfang ist nicht nur ihre Ehe am Ende, sondern auch ihr geliebter Job als Archivarin in Harvard dahin. Da Janes Mutter gestorben ist und deren Haus auf Entrümplung wartet, fährt Jane zurück nach Maine, in ihre alte Heimat. Dort trifft sie nicht nur auf ihre beste Freundin und auf ihre Schwester, sondern sie besucht auch das alte Haus am Rande des Ortes wieder, das hoch auf den Klippen thront. Durch einen Zufall beginnt sie, die Geschichte des Hauses zu recherchieren.
Würde es in Sullivans Roman einzig um Janes Geschichte gehen, würde man das Buch schnell als trivial abtun. Als ein Buch von vielen, in dem mittelalte Frauen vor den Scherben ihrer Beziehung stehen. Die Kuns hinter "Die Frauen von Maine" steckt allerdings in den Verknüpfungen verschiedener Frauenschicksale aus unterschiedlichen Jahrhunderten. Beim Lesen erfährt man zunächst viel über die Arbeit einer Archivarin. Jane arbeitet in einer Bibliothek, die die Zeugnisse von Frauen verwaltet. Ihr ist durchaus bewusst, dass die Geschichte Amerika aus Sicht der Frauen ganz anders erzählt werden müsste. Allerdings fehlen von vielen Frauengruppen schriftliche Dokumente über ihr Leben, ihren Alltag und ihre Sicht auf die Welt. Sind Menschen aus sozial weniger angesehenen Milieus bereits kaum vertreten, gilt das erst recht für die indigene Bevölkerung Amerikas. Auch sie spielt in dem Buch eine zentrale Rolle. Das Land, auf dem das alte Haus steht, war einst Land eines indigenen Stammes. Die Menschen wurden von den britischen Kolonisatoren vertrieben. Welches Unrecht genau ihnen angetan wurde, auch davon erzählt dieser Roman sehr einfühlsam. Ein weiteres verbindendes Element ist die Magie bzw. Frauen als Medien zwischen der Geisterwelt und der unsrigen. Auch hier gibt es deutliche Bezüge zu den Traditionen der Indigenen. So wundert es wenig, dass sich das Buch stellenweise wie ein (sehr spannendes) Sachbuch liest. Sullivan legt einen Teil der amerikanischen Geschichte frei, der bisher wenig erzählt wurde.
Interessant ist auch die Vielschichtigkeit, die die Autorin in ihr Werk einflechtet. Sie lässt unterschiedliche Frauen zu Wort kommen, was den Roman selbst wie ein Archiv von weiblichen Stimmen erscheinen lässt. Die Arbeit Janes wird also auf der erzählerischen Ebene fortgeführt. Leider gelingt es der Autorin dabei aber nicht, die Stimmen so individuell zu gestalten, dass sie zu tatsächlich unterschiedlichen Persönlichkeiten mit eigenem Erzählstil werden. Davon abgesehen, ist "Die Frauen von Maine" ein spannender Roman mit tiefen Einblicken in die amerikanische Geschichte, den es sich zu lesen lohnt.
Diese Aussage findet sich im Prolog und im Epilog von Sullivans Roman "Die Frauen von Maine". Eine Dozentin der Hauptfigur Jane erwähnt den Satz an der Universität, wo die Highschool-Schülerin bereits erste Kurse besucht. Das sie das tut ist nicht selbstverständlich, denn Jane stammt aus einem Elternhaus, das man heute als schwierig oder gar prekär beschreiben würde. Die Mutter trinkt, einen Vater gibt es nicht und Geld ist auch keines da. Jahre später - und in dieser Zeit begleiten die Leser Jane - scheint sie am Tiefpunkt angelangt zu sein, ihrer Mutter ähnlicher als beabsichtigt. Nach einem Absturz auf einem Empfang ist nicht nur ihre Ehe am Ende, sondern auch ihr geliebter Job als Archivarin in Harvard dahin. Da Janes Mutter gestorben ist und deren Haus auf Entrümplung wartet, fährt Jane zurück nach Maine, in ihre alte Heimat. Dort trifft sie nicht nur auf ihre beste Freundin und auf ihre Schwester, sondern sie besucht auch das alte Haus am Rande des Ortes wieder, das hoch auf den Klippen thront. Durch einen Zufall beginnt sie, die Geschichte des Hauses zu recherchieren.
Würde es in Sullivans Roman einzig um Janes Geschichte gehen, würde man das Buch schnell als trivial abtun. Als ein Buch von vielen, in dem mittelalte Frauen vor den Scherben ihrer Beziehung stehen. Die Kuns hinter "Die Frauen von Maine" steckt allerdings in den Verknüpfungen verschiedener Frauenschicksale aus unterschiedlichen Jahrhunderten. Beim Lesen erfährt man zunächst viel über die Arbeit einer Archivarin. Jane arbeitet in einer Bibliothek, die die Zeugnisse von Frauen verwaltet. Ihr ist durchaus bewusst, dass die Geschichte Amerika aus Sicht der Frauen ganz anders erzählt werden müsste. Allerdings fehlen von vielen Frauengruppen schriftliche Dokumente über ihr Leben, ihren Alltag und ihre Sicht auf die Welt. Sind Menschen aus sozial weniger angesehenen Milieus bereits kaum vertreten, gilt das erst recht für die indigene Bevölkerung Amerikas. Auch sie spielt in dem Buch eine zentrale Rolle. Das Land, auf dem das alte Haus steht, war einst Land eines indigenen Stammes. Die Menschen wurden von den britischen Kolonisatoren vertrieben. Welches Unrecht genau ihnen angetan wurde, auch davon erzählt dieser Roman sehr einfühlsam. Ein weiteres verbindendes Element ist die Magie bzw. Frauen als Medien zwischen der Geisterwelt und der unsrigen. Auch hier gibt es deutliche Bezüge zu den Traditionen der Indigenen. So wundert es wenig, dass sich das Buch stellenweise wie ein (sehr spannendes) Sachbuch liest. Sullivan legt einen Teil der amerikanischen Geschichte frei, der bisher wenig erzählt wurde.
Interessant ist auch die Vielschichtigkeit, die die Autorin in ihr Werk einflechtet. Sie lässt unterschiedliche Frauen zu Wort kommen, was den Roman selbst wie ein Archiv von weiblichen Stimmen erscheinen lässt. Die Arbeit Janes wird also auf der erzählerischen Ebene fortgeführt. Leider gelingt es der Autorin dabei aber nicht, die Stimmen so individuell zu gestalten, dass sie zu tatsächlich unterschiedlichen Persönlichkeiten mit eigenem Erzählstil werden. Davon abgesehen, ist "Die Frauen von Maine" ein spannender Roman mit tiefen Einblicken in die amerikanische Geschichte, den es sich zu lesen lohnt.