Sehr modern

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waldeule Avatar

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Ein junges Mädchen, das sich selbst sucht; ein Vater, der mit ungewöhnlichen Methoden nach dem Richtigen für sie sucht; gesellige Geburtstagsbälle - wenn es nicht direkt im Text stehen würde, hätte ich die Handlungszeit nie auf 1925 geschätzt. Schon gar nicht, wenn man die ganz andere Atmosphäre in "Violet" von Tracy Chevalier bedenkt. Von daher tue ich mich sehr schwer, das Buch als "historischen" Roman zu sehen, der eine Zeiteppoche zumindest einigermaßen zutreffend charakterisiert. Dazu ist mir - nur ein paar Jahre nach dem 1. Weltkrieg - das Leben zu leicht und die Hauptperson (mit ihrer Familie) viel zu emanzipiert und modern.

Auch Blue ist erstaunlich unbekümmert. Das Miterleben des 1. Weltkrieges und vor allem der Tod der Mutter scheint sie nicht weiter zu belasten. Auch hier stelle ich mir die Frage, wie realistisch diese Schilderung sein kann.

ABER: Spaß gemacht hat die Leseprobe auf alle Fälle beim Lesen. Blue ist in ihrer naiven Jugendlichkeit sehr erfrischend und das Angebot des Vaters ungewöhnlich, aber für uns Leser zauberhaft. Der bisherige Text verspricht eine vergnügliche Lektüre, bei der man die Frage, ob es wirklich so sein hätte können, einfach ausblenden muss.