Ein gut recherchierter, lesenwerter Kriminalroman nach meinem Geschmack!

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Klappentext:
Istanbul, die unbezähmbare Stadt zwischen zwei Kontinenten. Ein magischer Ort, wo Geschichte geschrieben wurde und sich noch heute unzählige Geschichten ineinander verweben. Kaum einer kennt ihn so gut wie Nevzat, Oberinspektor des Morddezernats. Und kaum einer leidet an ihm wie er, dessen Frau und Tochter dort Opfer eines Verbrechens wurden. Und doch wird er hinzugezogen, als an der Atatürk-Statue eine Leiche gefunden wird. Das Opfer, Professor für Kunstgeschichte, war anerkannt in Istanbuls intellektuellen Kreisen. Ebenso wie seine Exfrau Leyla, Museumsdirektorin im legendären Topkap1 Palast. Kurz darauf wird eine zweite Leiche gefunden. Wieder an einem von Istanbuls Wahrzeichen. Und die Serie reißt nicht ab. Sieben Leichen an sieben historischen Stätten und nur ein einziger Faden scheint die Fälle miteinander zu verbinden: die jahrtausendealte Geschichte einer der geheimnisvollsten und faszinierendsten Städte der Welt …

Nach diesem Klappentext war ich - als totaler Dan Brown-Fan - sehr neugierig auf das Buch und war gespannt darauf, ob Ahmet Ümit mich genauso mitreißen würde. Im Großen und Ganzen kann ich sagen: Ja, konnte er!

Wir begleiten den Protagonisten Hauptkommissar Nevzat auf der Suche nach den Mördern der sieben Leichen. Nevzat war mir direkt sympathisch. Als Leser bekommt man einen genauen Einblick in seine Vorlieben, Hobbys und vor allem in seine , nicht ganz einfache, Vergangenheit. Auch die anderen Charaktere wurden sehr gut dargestellt und herausgearbeitet: Die beiden Kommissare, die für Nevzat arbeiten, sind sehr individuell und nicht immer ganz einfach und doch habe ich sie sofort in mein Herz geschlossen.

Der Schreibstil gefällt mir ebenfalls sehr gut, da sich das Buch flüssig und angenehm lesen ließ. So hatte ich das seitenstarke Buch relativ schnell durch. Anfangs haben mich die langen Überschriften noch genervt, aber irgendwann hatte ich mich daran gewöhnt, wobei mir kurze, prägnante Schlüsselwörter als Kapitelüberschriften generell besser gefallen und oft meine Neugierde mehr wecken können. Besonders gut hingegen haben mir die Einleitungen über den jeweiligen Kaiser vor jedem Mord gefallen und konnten mein geschichtliches Interesse wecken, sodass ich oft etwas genauer recherchiert habe. Generell ist dieses Buch wahnsinnig gut recherchiert und ich habe unglaublich viel Neues über die Geschichte Istanbuls, die Bevölkerung, Speisen, Kaiser und vor allem Gebäude gelernt. Falls ich mal nach Istanbul reisen sollte, würde ich die sieben genannten Orte also auf jeden Fall besuchen.

Kritik: Ich hatte wirklich Spaß beim Lesen und fand es sehr schön, dass wir so viel über die Charaktere erfahren haben, aber zwischendurch hatte ich das Gefühl, dass die Morde, also das eigentliche Hauptthema, untergehen. Der erste Mord war noch etwas Besonderes und dann kam es mir so vor, als ob man sich damit abgefunden hätte, dass der nächste Mord eh kommt und nur drauf wartet und dann, joa, dann war halt eine weitere Leiche da. Das hat leider auch teilweise die Spannung abgemildert. Die Ausführung der Morde ist ja sehr speziell und das hätte meiner Meinung nach spektakulärer dargestellt werden können. Interessiert hätte mich auch, wie die Bevölkerung die Morde aufgenommen hat und wie die Medien damit umgegangen sind. Schwer zu sagen, was gefehlt hat, aber das gewisse Etwas, was die Spannung kontinuierlich aufrecht erhält, hat mir einfach manchmal gefehlt.

Absolut grandios fand ich wiederum das Ende! Die letzten 50 Seiten habe ich verschlungen und hätte am liebsten Passagen übersprungen, um zu wissen wie es ausgeht. Damit hätte ich niemals gerechnet, nie im Leben wäre ich auf diese Auflösung gekommen, das Ende hat mich einfach total überrascht und das ist es, was ein gutes Buch für mich ausmacht: Es muss mich umhauen und es schaffen mich auf einen Holzweg zu führen, ohne, dass ich es merke.

Insgesamt gebe ich dem Buch gute 4 Sterne und eine klare Leseempfehlung.