Etwas zäh

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tkmla Avatar

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Die Gärten von Istanbul vom türkischen Autor Ahmet Ümit ist kein Krimi im herkömmlichen Sinn. Der Autor schildert ausführlich die Geschichte seiner Stadt, der er offenbar sehr tief verbunden ist.
Die Handlung dreht sich um sieben kurz aufeinander folgende Morde, bei denen die Leichen jeweils an historischen Orten demonstrativ zur Schau gestellt werden. Kommissar Nevzat und seine beiden Assistenten ermitteln in den ungewöhnlichen Mordfällen. Dabei hat Nevzat noch an seinem persönlichen Schicksal zu knabbern, denn er verlor Frau und Tochter bei einem Anschlag, der eigentlich ihm galt. Mittlerweile hat er wieder ins Leben gefunden und versucht sich, mit seiner neuen Freundin eine Zukunft aufzubauen.
Wer hier einen spannenden Krimi erwartet, wird leider etwas enttäuscht. Der Autor lässt seinen Kommissar aus der Ich-Perspektive erzählen. Dabei dreht sich der Hauptteil der Handlung fast ausschließlich um die Gedanken und Gefühle von Nevzat. Untermalt wird das Ganze mit langwierigen Schilderungen der hauptsächlich architektonischen Geschichte der Stadt Istanbul. Das ist manchmal wirklich interessant, aber oftmals auch nur zäh und man fragt sich, wann endlich mal etwas passiert. Die Handlung schleppt sich dahin und man freut sich fast auf die nächste Leiche.
Kommissar Nevzat ist an sich schon ein interessanter Charakter und zumindest wesentlich sympathischer als sein ungestümer Assistent Ali. Dieser ist teilweise derart unprofessionell, dass man sich fragt, was er in einem solchen Beruf zu suchen hat und wie die Abteilung überhaupt jemals Verbrechen aufklärt mit dieser Arbeitsweise.
Ich persönlich mag den skandinavischen Krimistil doch etwas lieber. Wer sich für die Historie und Architektur von Istanbul interessiert, für den ist das Buch auf jeden Fall zu empfehlen. Fans spannender Krimis würde ich eher von der Lektüre abraten, da man aufgrund des Klappentextes doch eher etwas anderes erwartet.