Berliner Gesellschaftsstudie

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nadines_buecher Avatar

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Was hat Helena Waldmann so gegen ihre Tochter aufgebracht, dass sie jeden einzelnen der über 25 Jahre hinweg geschriebenen Briefe ungeöffnet zurückgehen ließ? Das versucht Enkelin bzw. Tochter Alice herauszufinden, als sie nach dem Tod der Mutter nach Berlin reist. Dort lernt sie neben der ablehnenden Großmutter die beiden Brüder ihrer Mutter und ihre Tante Rosa kennen. Diese zieht Alice jedoch direkt auf das Schlachtfeld zwischen den Generationen. Wird Alice ihren Platz in der Familie Waldmann finden - und was bedeutet das überhaupt?
Das Berlin der 1930er Jahre in seinem Elend aber auch in seiner Pracht umgibt die Familiengeschichte. Interessante Persönlichkeiten und Personen reihen sich um die Protagonistin.
Die Erzählweise besticht durch präzise Beschreibungen, die synästhetischen Empfindungen nachempfunden sind. Auch gesellschaftliche Bilder, besonders das der Frau, sind interessant dargestellt.
Cover und auch Kapitelgestaltungen - die grafischen Linien, die in ihrer Kombination an Trompe d'oeil erinnern und Zeichen der Zeit des Settings auf dem Weg in die Moderne sind - passen sehr gut in die auch künstlerische Umgebung, in der der Roman u.a. angesiedelt ist und bilden einen Kontrast zu zunächst verwirrend erscheinenden familiären Konstellationen und Abhängigkeiten. Ganz nach meinem Geschmack.