Anrührend

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annago Avatar

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Der neue Roman von Nina George ist die Fortsetzung der „Schwimmenden Bücherapotheke“ – und für mich eine rundum gelungene Rückkehr in dieses ganz besondere literarische Universum. Dieses Mal stehen vor allem junge Frauen im Mittelpunkt: Frankie, Marie und Pauline, aber auch der vertraute Jean Perdu, der weiterhin seine literarische Apotheke betreibt und dabei mit viel Feingefühl und kluger Beobachtung durchs Leben führt.
Was mir besonders gefallen hat: Die Themen sind aktuell, berührend und sehr menschlich – es geht um das Gefühl, nicht das „richtige“ Kind zu sein, um die Rolle als pflegende Tochter, obwohl man selbst noch nicht erwachsen ist, um Anderssein, Rassismus und Ausgrenzung, um das Leben als Waise und um das, was uns prägt. Jede Figur bringt ihre ganz eigenen Fragen und Verletzungen mit, und doch liegt über allem ein unaufdringlicher Optimismus, der mich sehr berührt hat.
Das Buch ist eine Liebeserklärung an die Literatur. Es wimmelt nur so von kleinen literarischen Anspielungen, Zitaten und klugen Gedanken über das Lesen und Schreiben. Wer Bücher liebt, fühlt sich hier wie unter Gleichgesinnten. Die Sprache ist wie gewohnt poetisch und feinfühlig, manchmal vielleicht ein bisschen zu schön, um ganz realistisch zu sein – aber genau das ist auch der Reiz: Die Welt von Nina George ist eine, in der es Harmonie geben darf, die große Liebe, und das Vertrauen, dass das Gute existiert, trotz allem.
Natürlich könnte man sagen, das ist zu viel Idealismus, vielleicht sogar ein bisschen kitschig – aber ich persönlich liebe genau diese Stimmung. Die Figuren sind nicht alltäglich, manchmal sogar ein wenig überzeichnet – aber sie haben etwas, das man gerne hätte: Tiefe, Mut, Sensibilität. Man möchte ihnen begegnen, mit ihnen reden, sich mit ihnen verbünden.
Fazit: Ein intellektuelles, warmherziges Buch, das viel über das Leben, das Lesen und das Menschsein erzählt – ohne zu schwer zu sein. Empfehlenswert für alle, die Literatur nicht nur konsumieren, sondern fühlen möchten.