Super Fortsetzung

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Ein zauberhafter Roman über Bücher, Heilung und die Suche nach dem eigenen Weg

Nina George entführt uns in ihrem neuesten Roman „Die geheime Sehnsucht der Bücher“ erneut in die warmherzige und magische Welt rund um den Buchhändler Jean Perdu und sein berühmtes Bücherschiff „Lulu“. Nach den Bestsellern „Das Lavendelzimmer“ und „Das Bücherschiff des Monsieur Perdu“ kehrt sie nun zurück und webt eine Geschichte voller leiser Weisheit, literarischer Leidenschaft und großer Emotionen.



Inhalt

Im Zentrum der Handlung steht weiterhin Jean Perdu, der mit seiner „Pharmacie Littéraire“ nicht einfach nur Bücher verkauft – er verschreibt sie als Heilmittel für gebrochene Seelen. An seiner Seite wirkt die kluge und feinfühlige Pauline Lahbibi, die selbst einen scharfen Blick für die Bedürfnisse der Menschen entwickelt hat.

Eines Tages taucht die zwölfjährige Françoise auf dem Bücherschiff auf – ein Mädchen voller Geheimnisse, Unsicherheiten und einer tiefen Sehnsucht, die sie kaum in Worte fassen kann. Jean und Pauline spüren schnell, dass Françoise Hilfe braucht. Doch nicht nur sie: Auch Jean selbst wird erneut mit seiner Vergangenheit, seinen Sehnsüchten und Ängsten konfrontiert.

Während die Geschichte sich entfaltet, begleiten wir die Figuren auf einer Reise der Selbstfindung, der Vergebung und der Hoffnung. Parallel dazu wird das Thema der Bedrohung durch Zensur und der Verlust von Literatur als freiem Gut behandelt, was der Geschichte eine zusätzliche Tiefe verleiht.



Stil und Sprache

Nina Georges Stil bleibt ihrem bisherigen Werk treu: poetisch, feinfühlig, stellenweise fast philosophisch. Ihre Sätze sind sorgfältig komponiert, manchmal beinahe wie kleine Gedichte. Wer Georges ruhigen, bildhaften Erzählton liebt, wird sich sofort wieder zu Hause fühlen.

Allerdings kann der Stil für Leserinnen und Leser, die eher eine schnelle, handlungsgetriebene Erzählweise bevorzugen, stellenweise etwas zäh wirken. Es geht George weniger darum, eine aufregende Abenteuergeschichte zu erzählen, sondern vielmehr darum, Stimmungen und innere Entwicklungen in leuchtenden Bildern einzufangen.

Besonders schön gelingt ihr die Darstellung der Liebe zu Büchern: Jede Seite atmet Wertschätzung für die Literatur und zeigt, wie Bücher Trost spenden, Horizonte erweitern und Menschen verbinden können.



Figuren

Die Charaktere sind mit viel Liebe zum Detail gezeichnet.
Jean Perdu bleibt der melancholische, doch sanftmütige Held, den man einfach ins Herz schließen muss. Seine Entwicklung – sein Ringen mit der eigenen Verletzlichkeit und sein langsames Loslassen alter Schmerzen – wird berührend und authentisch dargestellt.

Pauline Lahbibi, seine Mitarbeiterin, bringt Frische und Intelligenz in die Geschichte. Sie ist keine typische „Sidekick“-Figur, sondern hat eine eigenständige Stärke und Lebensfreude, die das Geschehen positiv beeinflusst.

Françoise, das junge Mädchen, ist eine der faszinierendsten Figuren des Romans. Ihre Mischung aus Unsicherheit, Wissbegier und stillem Mut wird glaubwürdig und einfühlsam beschrieben.

Nebenfiguren wie Nachbarn, Kunden und Freunde bereichern die Erzählung und verleihen der Welt von „Lulu“ noch mehr Leben.



Themen und Botschaften
• Die heilende Kraft der Literatur: Bücher als Medizin für die Seele sind das zentrale Thema.
• Selbstfindung und Heilung: Jeder Charakter sucht auf seine Weise nach einem neuen Anfang.
• Mut zur Veränderung: Die Geschichte ermutigt, eigene Wege zu gehen, auch wenn sie Angst machen.
• Bewahrung der Kultur: Die Bedrohung durch Bücherverbote und Zensur ist ein ernstes, aktuelles Thema, das klug eingeflochten wird.
• Liebe und Freundschaft: Beziehungen – romantisch, freundschaftlich oder familiär – spielen eine große Rolle.



Kritikpunkte

Trotz der vielen Stärken gibt es einige kleinere Schwächen:
• Der Anfang des Romans braucht etwas Zeit, um richtig in Schwung zu kommen. Geduldige Leserinnen und Leser werden belohnt, doch manche könnten den Einstieg als etwas schleppend empfinden.
• Gelegentlich verliert sich Nina George in sehr langen Beschreibungen oder poetischen Passagen, was den Lesefluss hemmen kann.
• Wer eine handlungsgetriebene Story mit großen Spannungsbögen erwartet, könnte enttäuscht werden: Die Geschichte lebt mehr von Emotionen und Atmosphäre als von dramatischen Ereignissen.



Fazit

„Die geheime Sehnsucht der Bücher“ ist eine wunderschöne, poetische Hommage an die Literatur und an die Kraft der Heilung, die durch Worte entstehen kann.
Nina George zeigt erneut, warum sie zu den großen Erzählerinnen der Gegenwart gehört: Sie schenkt uns einen Roman, der nicht laut und spektakulär sein will, sondern still ins Herz der Leser fließt.

Dieses Buch ist ideal für alle, die ruhige, tiefgründige Geschichten lieben und sich gerne von einer warmherzigen Sprache verzaubern lassen.

Deshalb vergebe ich 4 von 5 Sternen.
Einen Stern Abzug gibt es für den manchmal etwas langsamen Einstieg und die gelegentliche Langatmigkeit. Trotzdem ist es ein sehr besonderes Buch, das lange nachhallt.