Denkanstöße

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gormflath Avatar

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Rose leidet seit ihrer Kindheit darunter, als einjähriges Mädchen von ihrer Mutter Elise verlassen worden zu sein. Sie weiß nicht, wohin sie gehört, denn wie soll sie ihre Zukunft finden, wenn sie ihre Vergangenheit doch nicht kennt? Als Kind erfindet sie vor ihren Mitschülern immer wieder Geschichten, warum sie keine Mutter hat, und trotz vieler Fragen an ihren Vater erfährt sie von ihm nichts.
Endlich – mit 34 Jahren – erfährt sie von ihrem Vater, dass Elise, Roses Mutter, und die einst gefeierte Bestsellerautorin Constanze Holden für einige Zeit ein Paar waren. Connie war die letzte Person, zu der Roses Mutter vor ihrem Verschwinden Kontakt hatte.
Unter Umwegen gelingt es Rose, mit der Schriftstellerin in Kontakt zu treten, sie bewirbt sich unter falschem Namen bei ihr als Haushaltshilfe, denn dies sieht sie als einzige Chance, endlich zu erfahren, was vor vielen Jahren mit ihrer Mutter geschehen ist.
Autorin Jessie Burton erzählt in zwei Handlungssträngen von Gegenwart und Vergangenheit. Die Rückblenden aus den Jahren 1980-1983 erzählen Elsies Geschichte: Vom Kennenlernen der beiden Frauen, vom Elsies Gefühl, nur Connies „Anhängsel“ zu sein, von Elsies Flucht mit Matt, dem Ehemann einer von Connies Freundinnen bis hin zu Elsies Schwangerschaft und dem ersten gemeinsamen Jahr mit ihrer Tochter Rose.
Die Gegenwart beinhaltet die Geschichte von Rose, was Rose alles auf sich nimmt, um bei Connie etwas über ihre Mutter zu erfahren, Roses Trennung von ihrem langjährigen Lebenspartner, Roses immer intensiver werdende Beziehung zu Connie.
Erzählt aus Roses Sicht gerät man bei dem sehr lebendigen Schreibstil der Autorin schnell mitten hinein in diese sehr emotional erzählte Geschichte. Beim Lesen kann man sich sehr gut in Roses Gedanken- und Gefühlswelt hineinversetzen, ihr Charakter ist nicht nur sehr authentisch, sondern entwickelt sich stetig weiter. War Rose zu Beginn einfach nur verbissen auf der Suche nach ihrer Mutter, findet sie im Laufe des Romans zu sich selbst, allerdings spürt sie auch, dass sie ihrer Mutter sehr ähnlich ist.
Dies ist natürlich auch dem Zusammenleben mit Connie, einer starken Persönlichkeit, geschuldet, die nicht nur bei Elise, sondern später auch bei ihrer Tochter Rose großen Eindruck hinterlassen hat.
Jessie Burton greift in ihrem eindringlichen Roman viele Themen auf, die sie sehr geschickt miteinander verwebt. Es geht um Mutterschaft, Freundschaft, gleichgeschlechtliche Liebe in den 1980ern, Betrug und Lügen. Daraus wurde keineswegs ein einfacher Unterhaltungsroman, denn man muss sich zunächst stark auf die Protagonisten einlassen. Der Roman gibt viele Denkanstöße und wirbelt Fragen auf, nicht zuletzt die Frage, die am Ende bleibt: Wo ist Elise?
Für mich ein klares Lesehighlight, das 5 Sterne verdient!