Ein Buch der Frauen

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mrsamy Avatar

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Rose ist Mitte dreißig und hat im Leben eigentlich nichts erreicht. Sie ist intelligent, jobbt aber trotzdem nur als Bedienung in einem Café und ihr Freund – bei dem sie eigentlich gar nicht mehr weiß, warum sie noch mit ihm zusammen ist, arbeitet seit Jahren an seinem großen Durchbruch als Streetfood-Burrito-Verkäufer, ohne bisher überhaupt einen Burrito verkauft zu haben. Aber Rose hat eine Entschuldigung für ihr inkonsequentes Leben: ihre Mutter ist verschwunden, als sie noch ein kleines Baby war und ihr Vater hat Rose nie etwas von ihrer Mutter erzählt. Doch je mehr Zeit vergeht, desto mehr wächst in Rose der Wunsch, endlich die Geheimnisse ihrer Mutter zu ergründen. Und als ihr Vater endlich sein Schweigen bricht, bringt er Rose auf eine Spur, die diese zu folgen bereit ist.

„Die Geheimnisse meiner Mutter“ ist der neue Roman von Jessie Burton. Das Buch lässt sich sehr gut lesen und ich konnte bereits nach kurzer Zeit in die Geschichte eintauchen. Die Handlung teilt sich in zwei Stränge auf – da ist zum einen die Gegenwart mit Rose, ihrem Freund Joe und der Schriftstellerin Connie, und zum anderen die Vergangenheit mit Rose Mutter Elise und Connie. Connie ist das verbindende Element und ein Charakter, der die beiden eigentlichen Hauptcharaktere Rose und Elise extrem überlagert. Elise und Rose sind unsicher in ihren Handlungen, eigentlich unzufrieden mit ihrer Situation und doch nicht wirklich in der Lage, Verantwortung für ihr Leben zu übernehmen. Während Elise Connie die Regie über ihr Leben gibt, lässt sich Rose einfach treiben.

Mit dem Fortschreiten der Handlung wurde ich leider immer unzufriedener mit diesem Roman. Es ist ein Roman der Frauen, sie sind hier das starke Geschlecht. Männer sind entweder einfache Randfiguren, oder träge und faul (Joe), reine Arbeitstiere, die den Frauen Haushalt und Familie allein überlassen und sich nur die Bonbons heraussuchen (der Mann von Rose bester Freundin), oder leicht einfältig (Rose Vater). Diese durchgehend negative Betrachtungsweise des männlichen Geschlechts fand ich deutlich übertrieben. Ich hatte zunehmend das Gefühl, dass es nur darum geht, aus Stereotypen auszubrechen, das Weibliche siegen zu lassen und immer entgegen den gesellschaftlichen Normen zu handeln. Diese weiblichen Lebensentwürfe sind natürlich positiv hervorzuheben, aber ich fand sie hier überzeichnet und in Kombination mit den tumben Männerbild einfach zu viel. Schade, denn der Roman hat wirklich Potenzial und hätte feiner gezeichnet, absolut großartig sein können.