Feministischer Roman mit zwei Handlungssträngen

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karla kolumna Avatar

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Auch nach dem Lesen von "Die Geheimnisse meiner Mutter" bin ich der Auffassung, dass das Buchcover nicht wirklich zur Handlung passt und mich generell nicht visuell anspricht. Der Roman wird immer wieder im Wechsel in zwei Handlungssträngen erzählt: In der Vergangenheit geht es um die Geschichte von der jungen Elise, in der Gegenwart wird aus dem Leben ihrer Tochter Rose berichtet. Das mütterliche Nichtvorhandensein geht ganz und gar nicht spurlos an Rose vorbei und so hadert sie als Erwachsene ziemlich mit ihrem Leben. Im Verlauf des Buches durchläuft sie jedoch eine große Entwicklung, wird mutig und lernt sich selbst und ihre Bedürfnisse besser kennen. Nicht immer ist der einfachste Weg langfristig auch der bessere. Das realisiert Rose irgendwann und kann immer mehr den Verlust ihrer Mutter verarbeiten. Nicht zuletzt durch Connies Hilfe. Doch in welcher Beziehung stand diese zu Elise und was geschah wirklich? Viele Antworten finden sich im Buch, wiederum andere müssen im eigenen Kopf gesucht werden. Der Roman ist gefühlsbetont geschrieben und beschäftigt sich mit vielen (vermeintlich gesellschaftskritischen) Themen: Verlust, Feminismus, Homosexualität, Abhängigkeiten, Betrug, Verrat, Mutterrolle, Bedürfnisse... Ja, vielleicht sind es generell zu viele Schwerpunkte, die angerissen werden und gar nicht gänzlich aufgearbeitet werden können. Aber vielleicht muss dies auch nicht geschehen?

Für mich ist es letztlich ein Buch vom Erwachsenwerden (ja, heute geschieht dies auch noch in den 30ern), loslassen können und sich entdecken. Der Roman endet kraftvoll, mutig und konsequent. Ich bin froh, dass Rose diesen Weg geht, alles andere hätte mir nicht gepasst. Vermutlich stellt ihre Entscheidung am Schluss für einige auch ein großes Tabu dar. Aber da setzt meiner Meinung nach wieder die Motivation der Autorin an: Was will sie uns hier vermitteln? Frauen sollen stark sein und zu sich stehen.

Nachdem ich das Buch gelesen habe, empfinde ich Elise als nicht sonderlich sympathisch und eher als schwach. Ihre Tochter hingegen ist stark oder besser formuliert - sie wächst. Die letzten Seiten schwächeln meiner Meinung nach, das Ende ist mir allzu offen und mir zu sehr selbst überlassen. Dennoch hat es mir Freude bereitet, das Werk zu lesen und ich habe mir im Nachgang auch einige Gedanken über die jeweiligen Verhaltensmuster gemacht. Auch wenn es nicht gänzlich meinen Geschmack trifft, so gefällt es mir dennoch. Großes Lob bezüglich der Zeichnung der jeweiligen Charaktere, auch wenn diese teilweise sehr abgedreht sind, wirken sie gut durchdacht und in sich stimmig.