Lebensmodelle

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gkw Avatar

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Das Buch wechselt zwischen den Zeitebenen mit zwei zunächst eigenständigen Erzählsträngen.

Der eine Handlungsstrang erzählt die Geschichte von Elise, startet 1978, als sie mit Anfang zwanzig die fast fünfzehn Jahre ältere Schriftstellerin Connie kennenlernt und sich verliebt. Sie beginnen eine Beziehung, doch mit der Zeit fühlt sich Elise mehr und mehr als Anhängsel, steht im Schatten der berühmten Freundin. Dieser Teil des Buches führt bis 1983, als sie aus dem Leben ihres Mannes und ihrer Tochter verschwindet.

Der andere Handlungsstrang begleitet ihre Tochter Rose von 2017 bis 2018. Mit 34 bekommt sie vom Vater einige Informationen über die Mutter und startet dann den Versuch, mehr herauszufinden.
Sie lebt in einer Beziehung, die weder gut noch schlecht ist und ist nun in einer Phase des Umbruchs, weiß aber noch nicht, wohin mit sich - Mutterschaft oder Karriere oder was gibt es sonst noch für Optionen?

In beiden Ebenen spielt die Schriftstellerin Constanze eine wichtige Rolle.
Der Aufbau mit dem Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit hat mir gut gefallen und ist auch sehr flüssig zu lesen, es sind jeweils Abschnitte von 20-40 Seiten.

Die drei Hauptpersonen sind sehr unterschiedlich, jede hat andere Stärken und Schwächen. Als Leser ist man sehr nah an Rose und Elise, ihren Gefühlen und Zweifeln. Es ist alles gut nachvollziehbar, wenn ich auch manche ihrer Entscheidungen nicht getroffen und andere Wege gewählt hätte. Constanze blieb mir etwas fremd. Zweifellos ist sie eine interessante Person, aber ich habe nicht nachvollziehen können, warum Elise und Rose derart in ihren Bann geraten.

Die Erzählweise ist ruhig und unaufgeregt, die verschiedenen Lebensmodelle und Entscheidungen werden beschrieben, aber nicht bewertet, und diese neutrale Haltung weiß ich zu schätzen.

Das Buch beinhaltet eine Fülle von Themen: es geht um Entscheidungen und Fehlentscheidungen, um Liebe, Lüge, Eifersucht und Verlust, um Schwangerschaft und Mutterrolle. Und im Kern geht es um Lebensmodelle. Es geht darum, herauszufinden und zu entscheiden, wie man leben will und um die Erkenntnis, dass immer ein Preis zu zahlen ist, egal wofür man sich entscheidet.

Das Cover ist aus meiner Sicht nicht so glücklich gewählt. Zwar ist das Bild schön und gerät durch die kräftigen Farben schnell ins Blickfeld, aber ohne die Leseprobe hätte ich auf einen seichten Liebesroman getippt.