Teilweise wunderschön formuliert

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lynas_lesezeit Avatar

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"Die Geheimnisse meiner Mutter" von Jessie Burton hat Potential, konnte mich aber nicht völlig überzeugen.

Der Schreibstil der Autorin gefällt mir wirklich gut. An so mancher Stelle versteht sie es die Macht der Worte zu nutzen. Einige Sätze und Passagen sind intensiv formuliert und lassen sich angenehm lesen.

Die Geschichte wird auf zwei Zeitebenen erzählt. Zum einen im Jahr 2017/2018 aus Sicht von Rose. Sie kämpft damit, nichts über ihre Mutter und ihr Fortgehen zu wissen. "Ich war nicht gut genug gewesen, um meine Mutter davon abzuhalten, uns zu verlassen." Die Beschreibungen, wie sehr es sich auf Rose, ihre Persönlichkeit, ihr Leben ausgewirkt hat, nichts über ihre Herkunft zu wissen, außer ein paar vom Vater fallen gelassenen Bemerkungen, waren interessant und realistisch. Als sie dann jedoch auf Spurensuche nach ihrer Mutter unter falschen Namen als Haushaltshilfe bei der Schriftstellerin Constance Holden zu arbeiten beginnt, erschien mir ihr Verhalten oftmals nicht authentisch. Mir fehlte die kritische Reflexion und die Tiefe.

Zum anderen verfolgt der Leser in den 1980er Jahren den Weg von Rosies Mutter Elise mit und ist Rose damit stets ein Stück voraus. Diese Art der Schilderung gefällt mir, da viele Ereignisse im Jetzt gleich im richtigen Zusammenhang stehen. Die Ereignisse in der Vergangenheit ließen leider noch einige Fragen offen, die Erzählung schien nicht rund und half nur bedingt, Elises Entscheidung zu verstehen, ihre kleine Tochter zu verlassen und dabei auch noch spurlos aus ihrem Leben zu verschwinden.

Mir war alles insgesamt etwas zu viel des Ganzen und nicht, wie erhofft, tiefgründig. Nach dem Einstieg, der gelungen war, konnte ich mich nicht mehr mit den handelnden Personen identifizieren. Leider blieb mir der Roman bis zum Schluss fremd, vermochte es nicht, mich zu begeistern und emotional zu berühren.

Jessie Burton hat eine schöne Art sich auszudrücken und versteht es den Roman geschickt aufzubauen. Trotz dieser Stärken konnte "Die Geheimnisse meiner Mutter" mich nicht überzeugen. Für Leser, die einen unterhaltsamen, angenehm lesbaren Roman suchen, ist es dennoch sicher geeignet.