Es hat eine Weile gedauert, bis ich mich mit „Die Gerüche der Kathedrale“ angefreundet habe. Der Titel schien mir für eine Geschichte der Antwerpener Liebfrauenkirche zu ausgedacht, mit Beschreibungen über die Pestwellen, wo Menschen sich gegenseitig getroffen und auch angesteckt haben, wurde die Atmosphäre, die damals in der Kathedeale geherrscht haben musste, deutlich greifbarer - so sehr, dass ich den Geruch nahezu aus dem Buch aufsteigen sah und ihn wahrnehmen konnte. Wendy Waunders erzählt sehr plastisch, sehr verständlich von der Gesellschaft und ihren Ausprägungen in dieser Zeit, von religiösem Verständnis und den Vorurteilen gegenüber anderen Glaubensrichtungen, dem Gegeneinander von Katholizismus und entstehendem Lutheranertum. Und es gelingt ihr, lebendig von der Rolle eines Raums wie dem Inneren der Kirche für das Miteinander zu berichten.