Lebensspender Biene

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nadines_buecher Avatar

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2098 in China: Tao ist Arbeiterin auf einer Plantage, bestäubt Bäume per Hand. Bricht ein Ast durch ihr Verschulden, wird ihr der Schaden vom Lohn abgezogen. Wir erfahren, dass Tao eine kluge, wissensdurstige Frau war. Auch ihr Mann Kuan ist der Bildung verbunden. Umso mehr schmerzt es Tao, dass ihr dreijähriger Sohn wenig wissbegierig ist. Doch wie ist die junge Frau auf der Plantage gelandet, bei einer Arbeit, für die sie nicht beweglich genug ist wie sie selbst weiß? Sie berichtet von schrecklichen Zuständen: Kinder dürfen nur bis sie 8 Jahre alt sind zur Schule gehen, werden dort eher verwahrt denn gelehrt, danach werden sie Plantagenarbeiter wie Tao. Die Umweltverschmutzung durch Pestizide haben ihren Tribut gefordert. Als die Bienen verschwanden, wurden die Menschen rekrutiert, ihr Brot durch Handbestäubung nicht nur zu verdienen, sondern auch zu produzieren.
1852 in England: Biologe und Samenhändler William steht vor dem Ruin, da das Urteil über seine Forschung zu einem neuen Bienenstock ihn in die Depression gerissen hat. Gerne wäre er seiner Großfamilie ein guter Vater und Ernährer, doch selbst an Weihnachten schafft er es nicht, sich dauerhaft von seinem Bett zu entfernen.
2007 in den USA: Imker George holt seinen Sohn Tom vom Bus ab, mit dem er aus dem College zu Besuch auf den elterlichen Hof gekommen ist. George kann nicht verstehen, dass sein Sohn Vegetarier geworden ist und kann ihm nicht folgen, als er davon spricht dass Umwelt und Mensch geholfen wäre, wenn kein Fleisch mehr gegessen würde. Zwei Einstellungen prallen aufeinander. Dies auch, weil Tom andere berufliche Pläne hat als die Übernahme des Familienguts.
Die Bienen verbinden alle drei Handlungsstränge, die von Tao, William und George jeweils aus der Ich-Perspektive erzählt werden. Hat Williams Forschung Einfluss auf Georges Tätigkeit als Imker und Taos trostloses Leben als menschliche Biene? Eindrucksvoll und interessant geschrieben werden Jahrhunderte miteinander verwoben, eine Generation scheint die Sünden den vorangegangenen büßen zu müssen, Europa und USA sind gänzlich verloren. Gruselig und spannend zugleich.
Die auf der Seite liegende, offenbar tote Biene wirkt anrührend und traurig zugleich.