Das Universum der Bienen ... und der Rest der Welt

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regenprinz Avatar

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Dieses Buch habe ich erst jetzt entdeckt, dabei hätte der Roman von Maja Lunde meine Aufmerksamkeit schon viel früher verdient gehabt.
Die Geschichte der Bienen handelt selbstverständlich nicht nur vom Universum der fleißigen, kleinen Tiere, sondern ebenso von der Welt, die wir Menschen uns mit den Bienen teilen. Dabei gefiel mir die Art und Weise, wie die Autorin drei völlig verschiedene Handlungsstränge miteinander verknüpft, sehr gut - obwohl die Erzählstrange lange Zeit parallel nebeneinander laufen und abwechselnd drei verschiedene Epochen beleuchten, hängen sie doch im Kern zusammen.
Der Biologe und Samenhändler William kämpft im 19. Jahrhundert mit beruflichem Frust, daraus entstandener Depression und Versagensängsten. Er erforscht die Bienen, sehnt sich nach Erfolg und hadert dabei fortwährend mit sich und seiner Familie.
Der amerikanische Imker George kämpft dagegen in der Gegenwart um sein wirtschaftliches Überleben. Er rackert sich ab, doch Naturzerstörung durch Gifte und moderne Methoden lassen ihn zweifeln, fast auch verzweifeln. Hier wird sehr deutlich, in welche falsche Richtung die Menschen derzeit steuern, im Umgang mit dem Planeten und der Natur.
Der dritte Handlungsstrang wirft einen Blick in die Zukunft des Jahres 2098. Die chinesische Arbeiterin Tao bestäubt gemeinsam mit vielen anderen manuell die Obstbäume, weil die Bienen längst ausgestorben sind. Es herrschen Hunger und Not, die Städte sind verwaist, die Technik weitgehend marode. Ein düsteres Bild - und doch erscheint es folgerichtig, wenn man die Inhalte miteinander verknüpft.

Mir hat dieser Roman gut gefallen, er ist schön erzählt, enthält viele interessante Informationen und regt auf subtile Weise ernsthaft zum Nachdenken an. Dabei störte es mich kaum, dass nicht alle Figuren Sympathieträger sind (William z.B.) oder dass ich schon recht früh ahnte, was mit Taos Sohn passiert war. Es war trotzdem auf alle Fälle die Lektüre wert.
Denn ab sofort werde ich, was Bienen angeht, die Welt anders betrachten - und hoffen, dass wir die Chance, eine gefährliche Entwicklung aufzuhalten, noch nicht verpasst haben ...