Eine Bienengeschichte

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Die Geschichte der Bienen, Roman von Maja Lunde, 512 Seiten, btb-Verlag.
Geschichte von Verlust und Hoffnung, vom Miteinander der Generationen und dem unsichtbaren Band zwischen der Geschichte der Menschen und der Geschichte der Bienen.
Eine Erzählung in 3 Zeitebenen.
Historischer Teil. 1852 Der Samenhändler William liegt krank im Bett, der Vater sieben Töchter und eines Sohnes, setzt alle Hoffnung auf seinen Sohn. Er soll alles erreichen an dem William immer und immer wieder scheitert. Dabei übersieht er, dass seine älteste Tochter das alles erreichen könnte. Durch die Entwicklung eines neuartigen Bienenstocks, bekommt sein Leben neuen Sinn.
Gegenwart 2007 in Ohio, der Imker George schuftet täglich schwer um seine Familie zu ernähren, er ist enttäuscht von seinem Sohn Tom der nicht in seine Fußstapfen treten will. Hilflos muss er mit ansehen, wie immer mehr seiner Bienenvölker einfach verschwinden.
Dystopischer Teil 2098 in China, Tao hat einen Mann und ihrem dreijährigen Sohn Wei-Wen. Sie bestäubt in einer Obstplantage die Blüten auf den Bäumen von Hand. Bestäubende Insekten gibt es schon lange nicht mehr. Lebensmittel sind knapp. Sie will für ihren kleinen Sohn eine bessere Zukunft und lernt sooft sie kann mit ihm. Eines Tages gönnt sich die kleine Familie einen Ausflug und da geschieht ein Unglück.
Im vorliegenden Roman handelt es sich um drei nebeneinander laufende Erzählstränge in denen es um die Erwartungshaltung von Eltern gegenüber ihren Kindern geht und wie eine schwierige Situation auch die Partnerschaft belasten kann. Im Hintergrund sind die Bienen ein wichtiger Faktor in der Erzählung. Der Spannungsbogen ist eher flach, was in einem Roman dieser Art von mir auch nicht anders erwartet wurde. Spannend fand ich trotzdem, wie sich das Schicksal Wei-Wens entwickelt und ob Tao ihren Sohn wiederfindet. Der sympathischste Charakter im Buch war George sein Handeln konnte ich jederzeit nachvollziehen, William war ein Verlierer und Weichei, immer zu spät, immer peinlich. Seine Antriebslosigkeit und seine depressive Haltung gingen mir auf die Nerven. Am wenigsten konnte mich die Figur Tao überzeugen, zwar hochintelligent aber in ihren Handlungen manchmal unüberlegt und emotionslos.
Dass Maja Lunde auch Kinder- und Jugendbuchautorin ist, merkt man ihrem Stil unbedingt an, die einzelnen Kapitel sind kurz und der Schreibstil erzählt in einfachen, klaren Sätzen in der Ich-Form aus der Sicht des jeweiligen Charakters. Das Erscheinen des Namens der erzählenden Person, am Fuß der Seite, ist sehr hilfreich um den Überblick zu behalten. Da jedes Kapitel mit einem Cliffhanger endet, liest sich der Roman sehr flüssig.
Die Aussage die Lunde mit ihrem Werk gemacht hat beeindruckt mich, lässt mich wohl noch länger darüber nachdenken. Ganz deutlich macht sie den Leser darauf aufmerksam was geschieht, wenn der Mensch sein Verhalten gegenüber der Natur nicht rigoros ändert. Klimawandel, Einsatz von Pestiziden, Genmanipulation – schon heute sind die Bienen in aller Welt gefährdet. Und wenn es keine bestäubenden Insekten mehr gibt, wird sich das Leben der Menschheit erschreckend verändern, dies zeigt die Autorin in ihrem Werk ganz deutlich auf.
Eine Leseempfehlung, für jeden Leser geeignet. 4 Sterne