Hat einige Längen, aber trotzdem lesenswert!

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ismaela Avatar

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Maja Lunde hat mit "Die Geschichte der Bienen" ein schönes Stück Literatur vorgelegt, auch wenn ich mit dem Hype, der um das Buch gemacht wurde und wird, nicht so ganz nachvollziehen kann. Aber wahrscheinlich ist soetwas irgendwann ein Selbstläufer.

In drei verschiedenen Erzählsträngen beschreibt die Autorin Menschen, die direkt oder indirekt mit Bienen zu tun haben: in der nicht mehr ganz so fernen Zukunft bestäubt Tao in ihrer chinesischen Heimat zusammen mit hunderten anderen Arbeiterinnen die Blüten von Bäumen, um Früchte zu "produzieren". Bienen gibt es nicht mehr, und somit auch keine Pollenweitergabe. Im England mitte des 19. Jahrhunderts pirscht sich der Händler William an die Konstruktion eines neuen Bienenstocks heran und in den USA der Jetzt-Zeit sieht sich der Imker George von einer Gefahr bedroht, die ihn, seine Bienen, aber auch seinen Sohn hart treffen könnte.

Alle drei Stränge werden abwechselnd erzählt, wobei es am Anfang ein bisschen mühsam ist, in die Geschichte hinein zu kommen. Gerade die Erlebnisse von Tao sind stellenweise sehr futuristisch und kühl. Das mag an der Atmosphäre liegen, mich hat es aber als Leser ein bisschen unbehaglich zurückgelassen. Auch ihre Ambitionen, mit denen sie in die Großstadt fährt, und was sie dort erlebt, war ein bisschen unrealistisch. Ganz anders die beiden anderen Stränge, die zwar sprachlich ebenfalls auf einem sehr simplen Niveau waren, aber irgendwie näher an der Realität waren, sodass ich mich damit besser identifizieren konnte.
Teilweise hatte ich den Eindruck, die Autorin verheddert sich ein bisschen in ihren Fäden, bevor sie sie am Schluss dann aber doch recht gut miteinander verwebt. Die Charaktere bleiben durch die Bank etwas blass; vielleicht wäre die Konzentration auf ein paar wenige besser gewesen, aber auch das tut dem Lesevergnügen keinen Abbruch. Der Schreibstil ist nicht allzu anspruchsvoll, was aber nicht heißt, dass die Übersetzung schlecht wäre.

Insgesamt also ein netter Schmöker, dem man die eine oder andere Länge verzeiht.