Die Geschichte gewinnt an Fahrt

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tausendschön Avatar

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Mit dem dritten Band der neapolitanischen Saga taucht man sofort wieder ein, in die Geschichte der beiden Freundinnen Elena und Lila. Beide zwischenzeitlich in den Dreißigern, leben in völlig unterschiedlichen sozialen Schichten. Auf der einen Seite Elena, die aus der ärmlichen Arbeiterklasse Neapels in eine reiche norditalienische Familie eingeheiratet hat, erste Erfolge mit ihrem Roman erzielt und Ehefrau und Mutter wird. Auf der anderen Seite Lila, Mutter eines kleinen Sohnes, hat ihren Ehemann und ihren sozialen Stand verlassen und schuftet in einer Wurstfabrik. Es ist die Zeit der Studenten- und Arbeiterrevolten und ihre Verbindung zur Gewerkschaft bringt sie ernstlich in Schwierigkeiten.
Die Siebzigerjahre und die damit verbundene soziale Aufruhr, auch in Italien, werden hier gesellschaftspolitisch von Ferrante in die Geschichte der beiden Freundinnen mit eingebaut. Ein Zeitzeugnis erster Güte, der die politischen und gesellschaftlichen Umstände der siebziger Jahre porträtiert.
Obwohl ich von den ersten beiden Romanen der Saga nicht ganz so überzeugt war, wie vielleicht andere, muss ich sagen, dass dieser dritte Band mir sehr gut gefallen hat. Die Story hat an Fahrt gewonnen und ist nicht mehr so zäh zu lesen, wie die beiden anderen Bücher, in denen manche Szenen ausführlichst behandelt wurden. Auch finde ich immer mehr Gefallen, an den beiden Protagonistinnen, in die man sich, so unterschiedlich sie auch sein mögen, gut hineinversetzen kann. Gut finde ich auch, dass am Anfang des Buches immer noch eine Übersicht der Namen zu finden ist, weil man schon mal leicht den Überblick verlieren kann, wer was mit wem zu tun hat. Ich bin sehr gespannt, wie diese Freundschaftsgeschichte ausgeht. Es bleibt spannend bis Februar 2018