FERRANTE-FEVER!

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Elena Ferrantes Buch „Die Geschichte der getrennten Wege“ ist der dritte Band in dieser Reihe. Der Einband passt natürlich perfekt zu den Vorgängerbänden und gefällt mir gut.
Elena erzählt von ihren Erwachsenenjahren – ihrem Leben in Zeiten politischer Unruhen und Aufständen der Arbeiter, getrennt von ihrer Freundin Lila.
Die strebsame Elena hat ihr Studium abgeschlossen und ein Buch geschrieben, dessen Erfolg sie zunächst völlig verunsichert und in Selbstzweifel stürzt. Es ruft nicht nur positive Resonanz hervor, aber mit Hilfe ihrer Familie überwindet sie die teils harsche Kritik und nachdem ihr Verlobter auch noch eine Professorenstelle angeboten bekommt, scheint ihr Glück vollkommen. Sie heiraten und ziehen nach Florenz.
Ganz anders ist die Situation bei Lila in Neapel. Sie hat Unterschlupf bei Enzo gefunden, der sich zwar rührend um sie und ihren kleinen Sohn Gennaro kümmert, aber keinen Zugang zu ihrem Herzen findet. Als Arbeiterin in der Wurstfabrik hat sie nur mit Mühe ihr Auskommen und gerät unversehens in die Querelen und Aufstände der Arbeiter und der Studentenbewegung. Not und die zeitweiligen Übergriffe einiger Kollegen sind ihre täglichen Begleiter. Die Liebe zu ihrem Sohn macht sie nicht glücklich, sondern stürzt sie immer wieder in Selbstzweifel.
Die beiden Freundinnen leben ihr eigenes Leben: Elena bekommt zwei Töchter, ist in ihrer Ehe aber nicht recht glücklich – Lila, die mit Enzo abends gemeinsam „studiert“ hat, kämpft sich dagegen beruflich nach oben. Der Kontakt zwischen den Freundinnen gerät dabei irgendwie auf die schiefe Bahn. Elena hat Lila gegenüber ein schlechtes Gewissen und denkt viel an sie, während Lila auf Elena herabschaut und sie ausnützt.
Ich habe mich mit diesem Band etwas schwer getan und es hat eine Weile gedauert, bis ich mich durch die politischen Entwicklungen gekämpft habe, obwohl das Buch, vereinfacht durch die kurze Rückblende, problemlos an den zweiten Band anschließt. Geholfen hat auch der kleine Einleger mit den Personen und deren Bezug. Man wundert sich eigentlich immer wieder, was die beiden Frauen letztendlich doch verbindet und warum die Freundschaft nicht längst zerbrochen ist. Aber das macht die Geschichte ja auch spannend und lässt auf den vierten Teil hoffen!