Getrennt und doch immer vereint

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Inhalt
Lila und Elena sind mittlerweile erwachsene Frauen. Ihre Leben könnten unterschiedlicher nicht sein. Lila arbeitet unter entwürdigenden Bedingungen in einer Fabrik und hat den Wohlstand hinter sich gelassen. Elena hingegen veröffentlicht ihren ersten Roman, mit dem sie großen Erfolg feiert. Nach der Eheschließung mit Pietro, der aus einer angesehenen norditalienischen Familie stammt, hat sie es gesellschaftlich bis in höhere Kreise geschafft. Doch stößt sie immer wieder an Grenzen, die sie insbesondere von ihrer Freundin trennen, die in einer völlig anderen Welt zu Hause ist. Dennoch sind die beiden füreinander da und freundschaftlich miteinander verbunden. Wenn, ja wenn es da nicht einen bestimmten Mann gäbe, der schon seit Jahren Gegenstand ihrer Konkurrenz ist.

Meine Meinung
Elena Ferrante legt mit "Die Geschichte der getrennten Wege" den dritten Teil ihrer Neapolitanischen Saga vor. Dieser steht den beiden Vorgängern in nichts nach und lässt den Leser sofort in die Geschichte eintauchen.

Im Fokus stehen nun unter anderem die sozialen Unterschiede der Freundinnen Lila und Elena, die beide aus ärmlichen Verhältnissen stammen und als erwachsene Frauen einen völlig anderen Lebensweg gehen. Während Elena sich mit großem Ehrgeiz ihr Universitätsstudium in Pisa erarbeitet hat, heiratet Lila mit sechzehn den Sohn eines Lebensmittel- und Schwarzhändlers. Elena gelingt der gesellschaftliche Aufstieg, wohingegen Lila sich von ihrem Mann trennt, von einem anderen ein Kind bekommt und sich in einer Fischfabrik für wenig Geld schindet. Und sie wird in die politischen Wirren der siebziger Jahre hineingezogen, in die Auseinandersetzungen zwischen Faschisten und Kommunisten.

Dieser politische Aspekt macht den Roman ganz besonders interessant, da die Autorin ihre Leser mit in ein Italien nimmt, in dem blutige Unruhen an der Tagesordnung stehen und ihnen sich kaum jemand entziehen kann. Auch hier gehen die Freundinnen unterschiedliche Wege. Lila erarbeitet Reformvorschläge und nimmt an Veranstaltungen teil, wohingegen Elena sich lieber auf das Studium all dessen, was um sie herum geschieht, konzentriert. Weit mehr beschäftigen sie jedoch private Probleme, die sich verstärken als ihre große Liebe Nino wieder in ihr Leben tritt und sie ihre Ehe und Mutterschaft in Frage stellt.

"Die Geschichte der getrennten Wege" überzeugt durch eine spannende Handlung, die anspruchsvoll ist und zudem zu fesseln weiß. Nun freue ich mich auf Band 4 und den weiteren Weg, den die zwei Kindheitsfreundinnen einschlagen werden.

Fazit
Elena Ferrante legt mit ihrem 3. Band der Neapel-Saga einen überzeugenden Roman vor, der insbesondere ihre eingeschworene Leserschaft begeistern wird. Allen anderen sei empfohlen, sich mit Band 1 und 2 auszustatten und in die Welt von Lila und Elena entführen zu lassen.