Sehr farbig und temporeich

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emmmbeee Avatar

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Die Autorin - oder ist es doch ein Autor? - beschreibt die Personen und Orte so griffig und plastisch, dass beim Lesen alle Sinne angesprochen werden. Man riecht, schmeckt, hört, spürt den Süden, schwitzt mit, leidet unter der im Dorf herrschenden Armut, Zurückgebliebenheit und dem Kummer ebenso wie die Protagonisten selbst.
Diese Lila, Freundin aus Kindertagen, ist wie der Wind: überall und nirgends und ungreifbar. Dabei übt sie auf die Menschen um sich herum einen gewaltigen Einfluss aus, dem sich auch die Erzählerin Lenù nicht zu entziehen vermag. Rasant ziehen die Geschehnisse am Leser vorbei, er wird immer wieder aufs Neue überrascht.
Es geht im Buch auch um die Freiheit der Jungautorin Elena, das festzuhalten, was ihr wichtig ist, und es so zu beschreiben, wie es in ihren Augen wahr ist. Aber eben: Lila droht einzugreifen, wenn ihr etwas am Text nicht passt. Dabei will Lenù es der Freundin recht machen, sie will sie wiedergewinnen, die Flüchtige, die immer wieder verschwindet und ein Trümmerfeld hinter sich zurücklässt. Einerseits beneidet sie Lila um ihre Freiheiten, andrerseits würde sie nicht mit ihr tauschen. Aber endlich ein kleines Glück auch für Elena, das wünscht sich der Leser von ganzem Herzen.