Der pakistanische Report der Magd

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miro76 Avatar

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"Feminismus ist die Bewegung, die auf Missstände aufmerksam macht und uns eine Stimme verleiht. Pakistan braucht mehr Feminismus, damit wir ein besseres Pakistan schaffen können." So die Autorin in einem Interview.

Doch so richtig feministisch wirkt dieses Werk nicht. Es macht nur auf Missstände aufmerksam, bietet aber keine echte Lösung an.

Sabine lebt in Green City. In dieser abgeriegelten Stadt gibt es kaum mehr Frauen, denn sie wurden von einem Virus dahingerafft. Die verbleibenden Frauen werden zu Gebärmaschinen. Sie müssen drei, sogar vier Gatten haben, werden mit Hormonen vollgepumpt und sollen möglichst viele Kinder in die Welt setzen, um die Zukunft zu sicher.

Für Sabine ist diese Vorstellung ein echter Schrecken und sie ergreift die Chance auf Flucht. Fortan lebt sie in der Panah, ein versteckter Ort, an dem wenige Frauen zurückgezogen leben. Sie verbringen ihre Nächte bei den Obersten der Gesellschaft und bieten ihnen, was sie sonst nirgends bekommen - echte menschliche Nähe. Sie helfen ihnen beim einschlafen, bewachen ihren Schlaf, damit sie gut gerüstet in den nächsten Tag starten können. Für sexuelle Abenteuer stehen sie nicht zur Verfügung.

Bina Shah hat eine dystopische Welt geschaffen, wie in Atwoods "Report der Magd". In beiden Büchern findet sich Widerstand gegen dieses Regime. Wie weit der Widerstand in Atwoods Buch geht, kann man nur erahnen, aber es gibt ein Netzwerk und es gibt eine Fluchtroute. Die Frauen sind aktiv daran beteiligt. In Bina Shah's Roman gibt es zwar die Panah, aber die Frauen sind trotzdem vom Schutz der Mächtigen abhängig. Sie sind nicht wirklich aktiv. Sie versuchen nichts an ihrer Lage zu verändern oder anderer Frauen aus dem System zu schleusen. Das wirkt irgendwie inkonsequent. Die Frauen haben ihr Gefängnis nur getauscht. Sie können sich trotzdem nicht frei bewegen.

Da die Autorin Pakistani ist, denkt man natürlich sofort an die Rolle der Frau in muslimischen Ländern. Auch da sind die Frauen Menschen zweiter Klasse, denen nicht zugetraut wird, für sich selbst zu entscheiden. Diese Missstände werden in der "Geschichte der schweigende Frauen" klar aufgezeigt, doch aktiv wird schlussendlich nur eine von ihnen und das aus Not.

Trotzdem habe ich diese Geschichte gerne gelesen. Ich hab mit den Frauen gelitten, die in dieser Gesellschaft leben müssen und mit Sabine, die sich auf ein Abenteuer einlässt. Für FreundInnen des dystopischen Romans ist dieses Buch sicher eine Empfehlung und ich freue mich, mein erstes Buch einer pakistanischen Autorin gelesen zu haben.