Frauenmangel mit Potenzial

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Bevor ich anfing zu lesen, habe ich ziemlich oft das Buch zur Hand genommen und mich einfach an der Gestaltung erfreut: Eine schlafende Schönheit auf einem flexibem Hardcover, die Klappen wunderschön integriert, sehr gut lesbare Typo, die drei Teile des Buches mit hauptsächlich schwarz gestalteten Trennseiten, Seitenzahl im schwarzem Punkt, kleine Headines die anzeigen, in welchem Teil und welches Kapitel man liest und als Krönung ein Leseband. Formidable mit vielen schönen Details!

In der Geschichte geht es um die Unterdrückung der Frau in einem totalitären Staat. Soweit könnte man das Buch mit "Der Report der Magd" durchaus vergleichen, aber leider erreicht es die Tiefe nicht annähernd. Deshalb ist der Vergleich eigentlich unfair. Man erwartet mehr - und erhält es nicht. Die Kapitel sind aus verschiedenen Perpektiven erzählt. Das hat mir gut gefallen. Trotzdem bleiben viele Fragen:
Die Frauen im Untergrund riskieren ihre Entdeckung, weil sie bei (nicht mit) Männern schlafen müssen. Warum ein Ehemann das mit seiner Frau nicht auch haben kann, bleibt offen. Auch wenn die Frauen nur als Gebärmaschinen gehalten werden und mehrere Ehemänner haben müssen, erschließt sich mir nicht, warum Frauen aus dem Untergrund als Trösterin herhalten müssen. Ratlos macht es mich, dass die Frauen aus dem Untergrund Kontakt zu den mächtigsten Männern von Green-City haben und nicht versuchen (außer Lin, die Leiterin von Panah) etwas zu ihrem Vorteil zu bekommen oder etwas an der Situation zu verändern. So hat mich beim Lesen immer das Gefühl beschlichen, dass die Geschichte nicht ganz durchdacht ist. Das Ende kommt abrupt und erscheint unlogisch. Auch hier bleiben Fragen: Wo bleiben denn nun die Frauen von Paneh? Was ist das für ein anderes Land, was da plötzlich auftaucht? Warum konnte man nicht gleich dahin flüchten? Weil es sehr geschmeidig und kurzweilig geschrieben ist, trotzdem vier gute Sterne. Vielleicht hätte die Geschichte einfach noch ein bisschen reifen müssen.