Panah

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
fornika Avatar

Von

„Man kann sich niemals den Regeln von Green City beugen, wenn man im Herzen rebelliert.“
Sabine ist so eine Rebellin. Sie lebt mit anderen Frauen in der Panah, einem sicheren Refugium unter der Wüste vor Green City. So entgeht sie dem Schicksal aller Bürgerinnen der Stadt, die gleich mit mehreren Männern verheiratet werden, um möglichst viele Kinder in den Welt zu setzen.

Bina Shah zeigt in ihrer feministischen Dystopie ein düsteres Bild, in dem die Beziehung zwischen Mann und Frau auf das Nötigste reduziert wird: den Fortbestand der eigenen Art zu sichern. Staatlich organisiert, gefühllos und ohne den Frauen überhaupt einen eigenen Willen zuzugestehen. Die werden zwar in Watte gepackt, gehegt und gepflegt, aber natürlich nur, wenn sie sich dem System unterwerfen. Diese Situation birgt natürlich viel Konfliktpotential und Stoff zum Nachdenken. Die wenigsten Leser können sich wahrscheinlich mit den Frauen in der Brutmaschinerie identifizieren, sondern fühlen eher mit den Rebellen mit. Genau das fand ich dann viel zu einseitig dargestellt, gerade Einblicke in die „normale“ Welt von Green City hätten gewiss noch Potential gehabt. So erlebt man einfach zu wenig vom Alltag, wodurch die Botschaft der Autorin etwas untergeht. Auch ist mir die Entstehung dieser Gesellschaft nicht recht klar geworden, die Männer waren und sind die Tonangebenden. Warum das auch in den Zeiten vor Konflikten, Kriegen und Epidemien schon der Fall war, warum es keine Aufstände der Frauen gegen die gesellschaftlichen Entwicklungen gab, all das bleibt irgendwie im Dunkeln und zumindest für die westliche Welt doch etwas unlogisch. Nichtsdestotrotz hat mir Shahs Roman gut gefallen, denn er liefert nicht nur einige Denkanstöße, sondern kann mit glaubhaften Charakteren eine spannende und gleichzeitig düstere Geschichte erzählen. Den Stil der Autorin mochte ich sehr, sie entwirft sehr lebendige Bilder, die man sofort vor Augen hat, egal ob es sich dabei um den Unterschlupf der Rebellen oder einen ausgewachsenen Sandsturm handelt.
Unterm Strich also ein lesenswerter Roman mit kleinen Schwächen.