Tolle Gesellschaftskritik

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"Die Geschichte der Frauen" ist ein Science-Fiction-Roman der pakistanischen Autorin Bina Shah, liegt hier in einer Übersetzung von Annette Charpentier vor, umfasst 332 Seiten und erscheint im Frühjahr 2019 im Golkonda Verlag.
Die Geschichte spielt in Green City, einer futuristischen Stadt in Südwestasien. Hier herrscht nach einem Atomunglück und Dank Geschlechterselektion sowie einer Virusinfektion ein eklatanter Frauenmangel. Diesem soll via Zwangsheirat und ähnlichen geburtenfördernden Maßnahmen entgegengewirkt werden. Das Leben der Frauen ist also stark fremdbestimmt und einzig auf Vermehrung ausgerichtet. Um dem zu entgehen, fliehen einige Frauen buchstäblich in den Untergrund: in der Panah, einer unterirdischen autarken Gemeinde, finden sie ein neues Zuhause. Sie finanzieren sich durch spezielle Dienste, die sie wohlhabenden Männern nachts anbieten.
Der Roman lebt von seinen zahlreichen Perspektivwechseln zwischen den feministischen Bewohnerinnen der Panah. In der Ich-Perspektive werden diese vorgestellt und mit ihrer Hilfe der Entstehungsweg der Untergrundgemeinde nachgezeichnet. Als Gegenspieler repräsentieren die Männer, die die nächtlichen Dienste der Panahbewohnerinnen in Anspruch nehmen, das diktatorische Regierungssystem des Fanatiestaates.
Man findet im Roman alle Merkmale einer Dystopie. Wir haben eine diktatorische Herrschaftsform, die den Individuen jegliche Freiheit nimmt und sogar über ihre Körper verfügt. Hinzu unterbindet sie jedwede Kommunikation der Mädchen und Frauen untereinander, um Widerstand zu vermeiden. Vermutlich versucht die Autorin so, auf die Unterdrückung von Frauen in repressiven muslimischen Ländern weltweit hinzuweisen. Ebenfalls nimmt sie die Geschlechterselektion in Ländern wie Pakistan und Indien oder die Ein-Kind-Politik in China auf´s Korn.
Empfehlen kann ich diesen Roman Lesern, die auch schon "Der Report der Magd" mit Begeisterung gelesen oder gesehen haben.