Grande Finale des Italo-Epos

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Zu Beginn kostete es mich etwas Überwindung zu lesen zu beginnen, da mir die ersten drei Teile so gut gefielen, sodass ich befürchtet habe, dass das vierte und letzte Buch womöglich einfach nicht so gut sein könnte und weil natürlich das finale Ende dieses vierteiligen Meisterwerks damit einherging
Jedoch hat mich persönlich auch das grande finale in keinerlei Hinsicht nicht enttäuscht!
Faszinierend finde ich an Ferrante, dass sie ihren Schreibstil an die jeweiligen Phasen des Lebensalters der zwei Frauen bzw. Mädchen anpasst. So prägte den ersten Teil zeitweise einen etwas kindlicher Schreibstil, die Beschreibungen der Dinge waren anders, verspielter, verträumter. Im zweiten Teil begnet den Lesenden schon eine etwas erwachsenere, pubertierende, kritischere Schreibweise die jedoch schon den Ernst des Lebens klar hervorbringt, schroffer werden die Zeilen. Der dritte las sich in einer Geschwindigkeit, die einem auch im Erwachsenenalter begegnet, jedoch wird hier noch von Träumen gesprochen, an die große, wahre Liebe, an eine höhere Bestimmung geglaubt. Der vierte Teil mag manchmal verwundern, da er teilweise "schroffer" geschrieben ist, das mag allerdings Ausfluss davon sein, dass unsere Hauptcharaktäre alle Naivität verloren haben, alle Träumereien aufgeben mussten und es scheint, als hätten sich die beiden mit ihrem Schicksal abgefunden.
Mich fasziniert die Freundschaft, die die beiden Frauen verbindet zutiefst, da sie bis zuletzt zwischen Bewunderung, Liebe und Zuneigung für die Gegenüber und gleichzeitig auch von Neid, Unverständniss und teilweise auch Hass geprägt ist und zugleich auch gezeigt wird, wie verletztlich beide Frauen doch sind und wie stark zugleich, jede auf ihre Art und Weise. Dieser Epos ist so fabelhaft, weil er schlussendlich zeigt, dass erst in der Kombination dieser Unterschiede, Herausragendes erreicht werden könnte und als Nebenschauplatz bzw. Hintergrundkulisse historische Ereignisse aufs brisanteste miteinbaut und ein historisches Italien für uns abzeichnet.