Herausragend - auch der vierte und leider letzte Teil ganz stark

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
leserattenmama Avatar

Von

Vor der Lektüre dieses Buches waren ja so einige Fragen offen: wie entscheidet sich Elena/Lenu bezüglich der Männer und damit der Umgebung sozialen Schicht, in der ihre Töchter aufwachsen? Wir nähern Sie und Lila sich wiederan? Was bedeutet der Titel "das verlorene Kind"? Und wie verschwindet Lila, siehe Prolog des ersten Bandes?
Nachdem der dritte Teil ja sehr (mir persönlich zu) politisch war, geht es hier wieder vorderrangig um zwischenmenschliche Beziehungen. Zunächst zwischen Lenu und ihrem Partner, dann Lenu und ihrer Mutter und schließlich Lenu und Lila. Politik und Weltgeschehen (wie zB der technologische Fortschritt der Computer) werden aufgenommen, doch nicht so zentral. Fast alle Figuren, die die beiden Hauptpersonen seit so viele Seiten bzw Jahren begleiten, tauchen wieder auf - ohne dass es gekünstelt wirkt; Respekt bei dieser Masse an Menschen. (An alle neuen #FerranteFever-Leser: es lohnt sich, sich die Personen und ihre Beziehungen zueinander zu merken) In den über 600 Seiten fand ich so gut wie keine Längen; einige Zeitsprünge hätten für mich wegfallen und die Geschichte gern noch tiefergehende erzählt werden können.
Mich hat wieder der Schreibstil sehr gefallen - mit der Zeit gehend (sowohl im Jahrhundert als auch bezüglich Lenus Alter), auch wenn ich mich mich mit keiner der beiden Hauptpersonen so sehr identifizieren könnte - als Mutter macht man in 2018 wohl einiges anders... dennoch absolut empfehlenswert für alle, die mal wieder ein außergewöhnlich geschriebenes Buch (bzw gleich vier davon) über noch speziellere Freundinnen lesen wollen und dabei auch noch etwas über Neapel und den gesellschaftlichen sowie politischen Wandel in Italien erfahren. Danke an die Autorin sowie die Übersetzerin für die Stunden des Lesevergnügens!