Fesselnd und tief berührend

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krimielse Avatar

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Ich habe die Leseprobe verschlungen, so gut gefällt sie mir.
Mitten ins Geschehen wird man vom Text gesetzt und stolpert fast die ersten paar Seiten zusammen mit Signe, bevor man beim kranken Gletschen ankommt. Signe erzählt atemlos, machtlos und für mich tief betroffen vom sterbenden Riesen, den sie in ihrer Kindheit noch als machtvolle Eiszunge zwischen zwei Dörfern hoch in den Bergen kannte. Man spürt ihr Unverständnis und unterschwellig auch schon die Bereitschaft, etwas zu unternehmen gegen die Verwüstung. Grandios ist ihre Geschichte im Jahr 2017 durchsetzt mit der Erinnerung an ihre Kindheit, bei der für mich die Abneigung gegen den verschwenderischen Umgang mit dem Gletschereis fast greifbar ist.
Ein Schnitt zur zweiten Handlung, bei der David und seine Tochter Lou vor der Dürre in Südeuropa flüchten, spricht eine andere Sprache. Tiefe Niedergeschlagenheit, aber auch sehr vorsichtige Hoffnung prägen den Text, denen die Atemlosigkeit vonnöten Signes Erzählung fehlt. David berichtet, knapp und auf den ersten Blick emotionslos, duldend und gleichzeitig mit dem Schicksal hadernd.
Großartig, und ich muss das Buch unbedingt lesen.