Die Autorin hat mich am Haken

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girasole Avatar

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Band 2 - Die Geschichte eines neuen Namens – umfaßt die Jugendjahre der beiden Freundinnen zwischen 1960 und 1966.

Sehr positiv finde ich, daß zu Beginn die bisherigen Geschehnisse kurz rekapituliert werden, so daß neuen Lesern der Einstieg leichter fällt und diejenigen, die Band 1 gelesen haben, schnell wieder auf den aktuellen Stand gebracht werden.


Mittlerweile sind die beiden 16 Jahre, Lila hat gerade geheiratet und erleidet gleich die erste Enttäuschung auf der Hochzeitsfeier, als nämlich einer der Solara-Brüder mit ihren handgefertigen Schuhen an den Füßen auftaucht. Wie es aussieht, hat ihr Ehemann Stefano ganz besondere Geschäfte mit den Soloaras laufen. Für Lila bedeutet das gedanklich schon das Aus ihrer Ehe bevor sie richtig angefangen hat. Nichtsdestotrotz genießt sie nach außen ihren neuen Status mit eigener Wohnung, schicken Kleidern, Auto und Hausfrauendasein. In Kauf nehmen muß sie dafür Gewalt und Machtspielereien, wobei sie selbst auch austeilt und zum Leidwesen ihres Ehemannes nicht schwanger wird. Lila benimmt sich in ihrem kleinen Stadtviertel wie eine Prinzessin, so arbeitet sie mal in der Salumeria, mal im angesagten Schuhsalon ganz nach Lust und Laune.

Aus Angst vor Entdeckung übergibt sie Elena einen Stapel Schulhefte mit ihren persönlichen Aufzeichnungen und Elena begeht einen großen Vertrauensbruch, indem sie diese Tagebücher liest. Elena geht weiterhin zur Schule, studiert anschließend in Pisa und hat verschiedene Liebesbeziehungen. Einen großen Teil der Geschichte nimmt ein Urlaub auf Ischia ein, der die typische Aufteilung von Frau und Haushalt im Gegensatz zu Männern und Arbeit in der Stadt schildert. Die Freundschaft der beiden erfährt in diesen Jahren ein ständiges Auf und Ab. Sie sind in ständiger Konkurrenz, mal sind sie sehr eng verbunden, dann wiederum sehr feindselig und es gibt einen Bruch.

Als besondere Szene empfand ich Elenas Party-Einladung von Professoressa Galiani. Als Begleitung nahm sie Lila mit, die in dieser intellektuellen Gesellschaft nicht wahrgenommen wurde, sondern die eher hässliche Elena und deren Meinung stand im Mittelpunkt. Man konnte als Leser förmlich spüren wie Elena hier aufgeblüht ist und aus ihrem Schneckenhaus herauskam. Allerdings können Defizite von Elena, begründet durch ihre Herkunft, nicht einfach vom Tisch gewischt werden, das erfährt sie vor allem in ihrer Zeit in Pisa.

Die agierenden Figuren fand ich alle authentisch, realistisch und der damaligen Zeit angepasst beschrieben. Der Schreibstil war klar und flüssig zu lesen.

Zum Inhalt möchte ich nicht mehr verraten, es soll noch eine Spannung für interessierte Leser vorhanden sein. Nur soviel, die Autorin hat mit vier geplanten Bänden ein ehrgeiziges Projekt gestartet und obwohl sie diesen zweiten Band wiederum mit Cliffhangern beendet, hat mir der erste Band besser gefallen. Da mich die Geschichte der beiden aber interessiert, hat mich die Autorin am Haken und ich werde beim dritten Band auf jeden Fall dabei sein.