Gelungene Fortsetzung

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bedard Avatar

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Gerade einmal 16 Jahre alt und frisch mit Stefano verheiratet, ist das vermeintliche Glück von Lila auch schon beendet. Noch während der Hochzeitsfeier muss sie feststellen, dass Stefano sie hintergangen hat. Die Hochzeitsreise wird ein Fiasko, der bisher so sanftmütig erschienene Stefano misshandelt sie. Nach der Rückkehr lebt Lila nach außen das Leben einer wohlhabenden verheirateten Frau, in deren familiären Umfeld auf die Geburt des ersten Kindes gewartet wird.
Mit dem zunehmenden wirtschaftlichen Erfolg ihres Mannes aufgrund seiner Beziehung zu den mafiösen Solara-Brüdern rückt auch Lila wieder stärker in deren Blickfeld. Nachdem sie der Salumeria ihres Mannes zu großem Erfolg verholfen hat, führt sie schließlich gegen seinen Willen das mondänere Schuhgeschäft der Solaras. Ihr dahinter stehendes Interesse kann sie lange Zeit erfolgreich verbergen, bis sie es schließlich freiwillig offenbart.

Elenas Leben verläuft dagegen zunächst vergleichsweise unspektakulär. Sie geht weiterhin als einzige aus ihrem direkten Umfeld aufs Gymnasium und hat einen Freund, der für sie nur eine Notlösung darstellt. Ihre eigentliche Liebe bleibt unerwidert. In dieser Zeit nähern sich die beiden Freundinnen aus Kindertagen wieder an, Lila gewährt ihrer Freundin sowohl Raum zum Lernen als auch finanzielle Unterstützung. Schließlich verbringen beide gemeinsam mit der Schwägerin und der Mutter von Lila die Sommermonate zunächst unbeschwert gemeinsam auf Ischia. Doch dann passiert etwas, was Elena wieder von Lila abrücken lässt.

Der zweite Band der Ferrante Tetralogie schließt nahtlos an das Ende des ersten Teils an.
Zu Beginn gibt es eine sehr sinnvolle und umfangreiche Übersicht über das bisher Geschehene und die handelnden Personen. Trotz Kenntnis des ersten Bandes habe ich während des Lesens darauf zurückgreifen müssen, da das Beziehungsgeflecht gelegentlich doch sehr verwirrend ist.

Unabhängig davon entwickeln die Jugendjahre der beiden Protagonistinnen einen ganz eigenen Sog, dem man sich nur schwer entziehen kann. Diese so gänzlich unterschiedlich verlaufenden Lebensgeschichten, die sich immer wieder kreuzen – das ist ausgesprochen faszinierend beschrieben. Während Lila privat alle Höhen und Tiefen erlebt, bleibt Elena auf diesem Gebiet eher farblos. Stattdessen wird ihr eine Ausbildung zuteil, die sie sich nie hätte erträumen lassen. Lila ist emotional und unberechenbar, Elena ist eher unterkühlt und zielstrebig. Trotzdem bleibt eine gewisse Distanz zu den Figuren, kein Hauptcharakter ist wirklich sympathisch.

Das Ende dieses zweiten Bandes ist ebenfalls ein Cliffhanger, allerdings stellt sich mir die Frage nicht mehr, ob ich die Fortsetzung noch lesen werde. Jetzt möchte ich einfach nur wissen, wie es weitergeht und fiebere den Erwachsenenjahren entgegen.