Die Faszination wird im Mittelteil gedämpft

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nicky_g Avatar

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Charles „Pinch“ Bavinsky wächst als Sohn zweier Künstler in Rom auf. Während seine Mutter an ihrer Keramik verzweifelt, entspricht sein Vater dem schillernden Malrebell, dem sein Sohn gerne nacheifern würde. Allerdings verfügt Pinch nicht über die Skrupellosigkeit und Ungezügeltheit eines Künstlers, so dass er Lehrer der italienischen Sprache in London wird, weshalb der englische Titel („The Italian Teacher“) treffender ist, weil er auch die Hauptfigur in den Vordergrund rückt.

Der Leser begleitet Pinchs Leben, das in kurzen Kapiteln wie Schlaglichter erzählt wird. Angereichert wird die Geschichte durch anschauliche Bilder wie zum Beispiel: „…und gab ihre Antworten bewusst langsam, wollte ihnen Gewicht beimessen – nur um dann die Nerven zu verlieren und den Satz überstürzt zu Ende zu bringen, fast, als kraxelte sie beständig einen Haufen Worte hinauf, der immer wieder unter ihr nachgab.“ (S. 25), die aus dem puren Leben gegriffen scheinen.

Der Roman bringt Kunst näher, zeigt aber auch wie rücksichtslos sie sein kann. Persönlich eingefärbte Kunstgeschichte verbindet sich mit der plastischen Beschreibung der Künstlerszene in Rom in den 50er-Jahren. Dazu die Enttäuschungen, Aufregungen, das Gefühl geliebt und wichtig zu sein und das Gefühl unsichtbar zu sein eines Jungen und Jugendlichen, der mit einem Übervater und einer Untermutter zu kämpfen hat. Als Leser ist man objektiver, merkt vor Pinch, dass er sich an Illusionen klammert.

Leider kann der Autor die Sympathie, die man für das Kind Pinch empfindet nicht in das Erwachsenensein übertragen, da möchte man ihn manchmal einfach nur nehmen und schütteln, weil er keinen eigenen Antrieb hat und schwach ist. Er schafft es irgendwie in jeder Situation das Falsche zu sagen oder zu machen, so dass es ermüdend ist, über sein Leben zu lesen, das nichts zu bieten hat. „Ich bin ein Angeber, ein Simulant, ein Versager. Pinchs schlimmste Ängste stürzen auf ihn ein: Ich werde nie wie mein Vater, weil ich schon immer wie meine Mutter war.“ (S. 148)

Das Ende reißt nicht nur Pinch aus seiner Lethargie, sondern auch den Leser, auch wenn es nüchterner beschrieben ist, die Bildsprache nicht so gewaltig und explizit wie zu Beginn.