Großartig und deprimierend zugleich

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anne Avatar

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Ist das Künstlersein ein Charakterzug oder ein Talent? In “Die Gesichter” von Tom Rachmann ist diese zentrale Frage zwar nicht das Hauptthema des Buches, beeinflusst jedoch die gesamte Geschichte.

Pinch wird in Italien geboren. Er ist eins von 17 Kindern, die Bear Bavinsky ins Leben gesetzt hat. Sein Vater ist erfolgreicher Künstler, Charaktermensch und einer der schlechtesten Väter, den man sich vorstellen kann. Sein Leben verbringt Pinch im Schatten seines Vaters. Eine selbst gewählte Position. Seit seiner Kindheit strebt er nach der Anerkennung von Bear. Ob als Maler in Italien, als Biograf seines Vaters in Kanada oder Italienischlehrer in England. Charles macht einige Wendungen in seinen Leben durch.

Die Abhängigkeit von Pinch zu seinem Vater tut beim Lesen fast schon körperlich weh. Er formt den Jungen, ohne es wirklich mitzubekommen. Teilweise widersprüchliche Aussagen werfen den jungen Mann immer wieder aus der Bahn. Was für mich offensichtlich war, scheint Charles nicht zu bemerken. In „Die Gesichter“ wird der Leser Zeuge eines Lebens, dass nach vielen Wendungen die Ketten seiner Abhängigkeit zerschlägt. Pinch hat kaum genug Rückgrat, um die Sprachen zu sprechen, die er in seinem Leben lernt. Trotzdem führt einen Schachzug aus, der die Kunstwelt entscheidend verändern könnte.

Das Buch ist eines der besten und deprimierendsten Bücher, die ich bis jetzt gelesen habe. Neben der Hauptgeschichte werden immer wieder Fragen über Kunst, Künstler und das Leben aufgeworfen. Lange konnte ich kein nächstes Buch zur Hand nehmen, da ich über dieses nachdenken musste.