Künstler sind auch nur Menschen

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daphne1962 Avatar

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"Die Kunst ist zwar nicht das Brot, aber der Wein des Lebens."
Jean Paul

Ein wunderschönes Cover hat der Dtv Verlag ausgesucht. Im Original heißt das Buch

"Der italienische Lehrer". In Deutschland lautet der Titel "Die Gesichter".
Da ist dieser Sohn des berühmten Malers "Bear" Bavinsky. Charles heißt der Junge. Seine Mutter töpfert mit Keramik, hat aber nie den Erfolg, den sie sich gewünscht hätte. Charles bewundert seinen Vater, bekommt ihn aber auch nicht sehr oft zu sehen. Die meiste Zeit ist er in seinem Atelier oder auf Reisen. Er ist ein gefeierter Künstler. Aber die Zeit, die er mit ihm verbringt prägt sich in sein Gedächtnis ein, ist verwurzelt. Denn es kommt die Zeit, da zieht der Künstler weiter, wieder zurück nach Amerika. Eine neue Familie gründen. Zurück bleiben 2 einsame Menschen in Rom. Nathalie und
Charles. Seine Halbschwester Birdie ist eine Verbündete für ihn, zu ihr hält er eisern Kontakt. Sie verstehen sich, sie haben den übermächtigen Vater gemeinsam erlebt.

In diesem Roman geht es allerdings vorrangig um die Beziehung von Charles (Pinch genannt von seiner Mutter) und seinem egoistischen Vater. Wie viel können Eltern das Leben von Kindern beeinflussen? Tom Rachman hat hier eine Gabe, sich in der Figur von Charles seinen Gedanken und Ängsten, Gewissen und vor allem das buhlen um die Liebe zu seinem Dad hineinzuversetzen. Tom Rachman beschreibt die Protagonisten
und Nebenfiguren so plastisch echt, ihre kleinen Eigenarten und Mankos, die Charaktere und auch negativen Seiten, man möchte sie alle kennen lernen.

Schattenkind würden die Psychologen Pinch nennen. Aus dem einfachen Grund, weil sein Vater eine unbedachte Bemerkung zu seinem Sohn machte, der ihn in Selbstzweifel stürzte und somit seinen Lebensweg in eine andere Richtung stieß. Auch die lange Einsamkeit, die Charles immer wieder in seinem Leben überwinden muss fällt in dieses Raster. Er versucht diese für ihn schwere Zeit mit dem Erlernen von Sprachen und Vokabeln zu überbrücken. Man fühlt mit ihm mit, man muss ihn einfach gern haben. Auch für den Geniestreich, den er begeht sowieso. Mich hat dieses Buch sehr
berührt. Ich bin froh, es gelesen zu haben und kann es weiter empfehlen, denn ich habe mich keine Minute gelangweilt.