Eine grossartige Geschichte mit starken Protagonisten

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eleisou Avatar

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Es ist die Mitte der 80er Jahre in San Francisco. Die Teenagerin Eulabee wächst in einer wohlhabenderen Gegend in Strandnähe auf und besucht zusammen mit ihrer besten Freundin Maria Fabiola eine teure Mädchenschule. Die Mädchen befinden sich noch irgendwo zwischen Kindheit und Weiblichkeit und mit dieser Verwandlung kommen auch die Probleme. Maria Fabiola ist die erste, die vom anderen Geschlecht auf sich aufmerksam macht, aber ihr strahlendes Aussehen bezaubert auch Frauen, weshalb sie mit fast allem gut auskommt. Eulabee ist bei weitem nicht so selbstbewusst und hält deshalb an der Wahrheit fest, was dazu führt, dass sie aus den Mädchenkreisen ihrer Schule ausgeschlossen wird. Als Maria Fabiola verschwindet, ist die ganze Gemeinde alarmiert, doch Eulabee glaubt von Anfang an nicht an eine Entführung, sie kennt Maria Fabiola schon viel zu lange und ist sich der Gier ihrer ehemaligen Freundin nach Aufmerksamkeit bewusst.
Die Autorin geht diesmal zurück in die Zeit und hat Teenager-Mädchen als Protagonisten ausgewählt. Die Geschichte wird aus Eulabees Perspektive erzählt und fängt gut die gemischten Emotionen ein, die ein Mädchen durchmacht, wenn es zur Frau wird. Auch das Ambiente der 1980er Jahre wird überzeugend dargestellt.
Im Mittelpunkt des Romans steht sicherlich die Freundschaft zwischen Eulabee und Maria Fabiola und ihre Verschiebung, als sich eines der Mädchen etwas schneller entwickelt als das andere. Maria Fabiola ist sich der Wirkung, die sie auf andere Menschen hat, bewusst und nutzt diese zu ihrem Vorteil. Eulabee hingegen ist noch viel mehr ein Mädchen, unsicher darüber, wie sie sich verhalten und was sie in der Situation tun soll. Sie kämpft nicht, sondern akzeptiert, was passiert. Ihre ersten Annäherungsversuche scheinen erfolgreich zu sein, enden aber in völliger Enttäuschung. Sie ist eine aufmerksame Beobachterin und kann die Beziehungen, die sie zwischen ihren Eltern, ihrer Mutter und ihrer Schwester, aber auch den anderen Mädchen und Lehrern an ihrer Schule sieht, gut deuten. Ohne Zweifel ist sie ein sympathischer Charakter und sehr unfair behandelt.
Mir gefiel, wie sich die Handlung entwickelte und wie das Verschwinden der Mädchen ziemlich unerwartet kam. Dennoch verstand ich nicht ganz, warum der Autor sich entschieden hat, ein weiteres Kapitel in der Gegenwart hinzuzufügen. Für mich war die Geschichte an einem bestimmten Punkt perfekt erzählt und zugegebenermassen interessierte mich weder das spätere Leben von Eulabee noch eine weitere Begegnung der beiden Frauen als Erwachsene. Dennoch weiss ich nicht wirklich, was ich von Maria Fabiola halten soll, wenn sie sich Jahrzehnte später zum ersten Mal treffen.
Um es zusammenzufassen, ein toller Roman, wunderbar erzählt, eine grossartige Geschichte mit starken Protagonisten.