Wilbur, Sal und eine Pariserin namens Charlotte

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justm. Avatar

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Der 14-jährige Wilbur hat zu kämpfen. Mit der Schule, dort aber vor allem mit einem bestimmten Mitschüler, mit sich selbst und irgendwie auch dem Leben. Sein Freund Sal hilft zwar, aber die 71 (!) Jahre Altersunterschied sind manchmal eben doch im Weg. Als ein Schüleraustausch mit Paris ansteht, könnte sich aber plötzlich alles zum Besseren wenden. Oder?

Autorin Susin Nielsen erzählt auf knapp 300 Seiten die "coming of age"-Geschichte eines Teenagers, die gleichzeitig so skurril und witzig, wie lebensnah ist. Dabei schafft sie es die gesamt Klaviatur der Gefühle beim Leser zu wecken: von Fremdscham, über Freude, bis hin zur Trauer ist im Grunde alles vertreten.
Auch in Sachen Inklusion bzw. Diversität ist sie ganz vorn dabei: von den Mups (die beiden Mütter Wilburs), über den schwulen (zweiten) besten Freund, bis hin zu einem Transgender-Nebencharakter an der Schule, sind fast alle Farben des Regenbogens vorhanden.

Leider ist die Geschichte, gerade zum Ende hin, das dazu noch ein wenig abrupt kommt, ein wenig vorhersehbar und uninspiriert. Und auch die Klischees über Franzosen sind ein wenig, na ja sagen wir, ermüdend.
Dennoch unterhält das Buch, weiß zu fesseln und in seinen Bann zu ziehen. Der Lesefluß ist gegeben und wer über die eben angedeuteten "Probleme" hinwegsehen kann, den erwartet eine tolle Geschichte, die irgendwo zwischen "Gregs Tagebuch" und "Vielleicht lieber morgen" angesiedelt ist.