Teilweise schwer zu ertragen

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jazebel Avatar

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Manche Hörbücher sind nur schwer auszuhalten. Dieses hier gehört dazu, Jürgen Todenhöfer beschreibt in 'Die große Heuchelei - Wie Politik und Medien unsere Wert verraten' ein bekanntes Schema der modernen, westlichen Politik.


Wenn Politiker zu militärischen Einsätzen und Beteiligungen an Kriegen befragt werden, führen sie nur allzu oft 'unsere Werte' im Munde, doch meinen sie eher unsere Interessen oder die Interessen von Bündnispartern, meist sind diese Interessen eben nicht das Vebreiten von Demokratie oder Hilfe für Unterdrückte sondern eher ökonomischer oder strategischeer Natur. Er zeigt u.a. auf, welche begünstigende Rolle die USA bei der Entstehung des IS gespielt haben.


Was unsere sogenannten Werte im Rest der Welt bringen, davon berichtet Jürgen Todenhöfer. Er schreibt von seinen Reisen in die aktuellen Kriegsgebiete u.a. in Syrien und im Jemen. Das ist manchmal schwer zu ertragen, wenn er die gebrochenen Lebenswege der Überlebenden dieser Kriege erzählt, auch drastische Schilderungen der (vom Westen und Russland) ausgebombten Städte in Syrien und den Todesopfern tragen nicht gerade zum Verständnis für westliche Interventionen bei.




Als Hörbuch wird dieses Buch von Frank Arnold gelesen, er schafft es genau den richtigen Ton zu treffen, nicht zu dramatisch, nicht zu unbeteiligt.


Jürgen Todenhöfer hat ein wichtiges Buch geschaffen, das jeder global politisch Interessierte Mensch lesen sollte. Ich möchte anmerken, dass man bei einigen Teilen dieses Buches auf Todenhöfers Redlichkeit (an der ich bis jetzt nie gezweifelt habe) vertrauen muss, da hier das Factchecking schwierig wird. Trotzdem kann dieses Buch ein Anfangspunkt für eigene Gedanken zur globalen Geopolitik und der Natur unserer militärischen Einsätze sein.


Abschließend ein, sinngemäß wiedrgegebenes, Zitat aus dem Buch mit dem ich voll konform gehe:

'Wenn es bei militärischen Einsätzen um Interessen geht und nicht um Werte, dann ist es doch kein Problem das so zu formulieren. Wenn diese Interessen berechtigt sind, und nicht die Interessen anderer tangieren, warum sie verheimlichen?'