Schreibstil und wie man damit umgeht

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arnoe Avatar

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Das geschickt gewählte gechlechtsneutrale geschlossene Pseudonym Kim Koplin lässt mich zumindest zunächst darüber sinnieren, wer es geschrieben haben könnte und ich bin der Überzeugung, dass es ein Mann gewesen ist.
Da kann ich mich aber auch irren.
Ist es wichtig für die Rezension zu dem Roman?
Ich denke ja.
Was vor allem auffällt ist der schnörkellose Schreibstil, wenig ausufernde Sätze und vieles wird der Vorstellungskraft des Lesers überlassen. Das ist auf der einen Seite gut, weil es die Geschichte rasant ablaufen lässt, auf der anderen Seite bilden sich große Lücken, was insbesondere einige der Figuren angeht.
So treffen wir hier auf viele Abziehbilder, die von anderen Büchern, Fernsehserien und Kinofilmen so bekannt wie ausgelutscht sind.
Die taffe kleine Kommissarin mit Impulskontrollproblemen. Der freundliche Migrant, Familienvater, alleinerziehend, ansehnlich, eindeutig Omar Sy, wenn ich nach einer Beschreibung gefragt würde.
Als Gegner, der schmierige frauenfeindliche Politiker, der geldgeile Waffenfabrikant und sein Escortgirl.
Die Bösen sind so überaus Böse, dass es schwer erträglich wird.

Die Handlung sprintet an mir als Leser vorbei, das Buch war schnell gelesen, was ein wenig für die Qualität des Textes an sich spricht, wenn der Stil sich auch irgendwann abgenutzt hat.

Was dann jedoch am Ende geschah, hat mich ein wenig ratlos zurückgelassen.
Passen die Entscheidungen der Polizistin mit dem überein, was ich in den Seiten davor von ihr erfahren habe? Nein.
Passt dieses weichgespülte Happy End zu dem Rest des Romanes? Zweimal nein.
Natürlich kann man die Geschichte so enden lassen, Platz für eine Fortsetzung bietet sich.
Aber ich denke, der Autor hat sich vor einem konsequent negativen Ende gescheut. Warum auch immer.
Ohne dieses Ende wäre es für mich ein guter Thriller geworden.
So nur ein einigermaßen guter Roman.