Der Hafenmörder kehrt zurück

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Hamburg, 1911. Anne Fitzpatrick kehrt nach ihrer Flucht nach London nach Hamburg zurück und nimmt ihre Arbeit als Ärztin wieder auf. Das Grüne Haus am Magdeburger Hafen soll auch wieder aufgebaut werden, um den Frauen aus dem Milieu und allen, die Hilfe benötigen, ein sicherer Ort zu sein. Immer häufiger trifft die Ärztin auf chinesische Frauen. Sie sind oftmals dermaßen misshandelt, dass Anne die Polizei einschalten muss. Nach einem Todesfall ermittelt Kommissar Berthold Rheydt im Chinesenviertel auf Sankt Pauli. Auch Anne und ihre Freundin Helene stellen Nachforschungen an. Alles weist darauf hin, dass der Hafenmörder wieder vor Ort ist.

Im dritten Band der Trilogie um die Hafenärztin lässt Henrike Engel die Fäden zusammenlaufen. Anne Fitzpatrick konnte ihre persönlichen Dinge in London klären und darf nun wieder ihren richtigen Namen tragen. Allerdings verbindet man mit van der Zaan auch in Hamburg nicht nur Positives. Ihr Vater hat als Reeder nicht immer so gehandelt, wie die Hanseatischen Kaufleute das erwartet haben. Zudem scheint er ebenfalls wieder seine Finger in einigen Geschäften zu haben, die nur zwielichtiges Volk anziehen.

Ein zweiter Handlungsstrang windet sich um Helene Curtius. Sie möchte mehr sein als die Ehefrau irgendeines Mannes. Sie träumt von einem Studium, das ihre Eltern allerdings nicht erlauben. Erst mit der Idee, Lehrerin zu werden, kann sie sie überzeugen. Im frühen 20. Jahrhundert war das allerdings gleichbedeutend mit dem Zölibat. Helene ist nun hin und hergerissen zwischen der Zuneigung zu dem Kommissar und dem Wunsch, ein eigenes Leben zu führen. Parallel dazu wird Bertholds traumatisierende Geschichte gelüftet. Einiges ahnte man bereits aus den Andeutungen der Vorgängerbände. In jedem Fall sind die Hauptfiguren so sympathisch angelegt, dass man ihnen einen guten Ausgang wünscht.

Ebenfalls wird es wieder spannend im Hafen. Das Kommissariat ermittelt einige Mordfälle, die eindeutig die Handschrift des Hafenmörders tragen. Durch die Ermittlungen werden die Zustände auf St. Pauli beschrieben, die Ende des Kaiserreichs die Lebensbedingungen vieler Einwanderer darstellten. Die Szenen sind düster und lassen nicht immer sofort die Machenschaften erkennen. Deutlich wird allerdings die Gefahr, der sich die Ermittler aussetzen. Die Suche nach dem Mörder ist ein spannendes Element, das sich durch das ganze Buch zieht.

Wie bereits in den beiden vorherigen Teilen wurde auch hier eine profunde Recherche der Historie vorgenommen. Die Figuren agieren mit realen Persönlichkeiten und lassen so die vergangene Zeit lebendig werden. Die Fiktion wird glaubhaft geschildert und hätte sich genau so abspielen können. Sowohl die örtliche Darstellung als auch die gesellschaftlichen Konventionen in der oberen Schicht gegenüber den Arbeitern ist authentisch beschrieben.