historisches Familiendrama mit Krimianteil

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Anne ist zurück in Hamburg, nimmt ihre Arbeit als Ärztin für die ärmsten Frauen wieder auf – und schon gibt es einen neuen Anlass zu ermitteln: Dreh- und Angelpunkt ist dieses Mal das chinesische Viertel Hamburgs, das unter dem Andrang ausgenutzter Arbeiter und zwangsprostituierten jungen Frauen rasch anwächst. Als Anne van der Zwaan Zeugin des Mordes an einem der Mädchen wird, beginnt Berthold Rheydt zu ermitteln.
Noch bevor ich die erste Seite las, bin ich gleich zwei Irrtümern aufgesessen: Es handelt sich hier nicht um den letzten Band der Serie, im November 2023 erscheint ein vierter Teil. Dennoch hat das Ende dieses Bandes ein gewisses Abschluss-Feeling, ohne zu Spoilern sei nur gesagt, dass die Mehrheit der im ersten Roman begonnene Handlungsstränge hier beendet werden. Zweitens ging ich aufgrund des Untertitels „Ein Leben für das Recht auf Liebe“ davon aus, dass sich entweder der aufblühenden Romanze von Helene und Berthold etwas gehörig in den Weg stellen würde, oder aber Annes Liebesleben und damit das Thema Homosexualität zu jener Zeit angesprochen werden würde. Tatsächlich aber ist ersteres nicht der Fall und obwohl Anne sich im Laufe der Handlung verliebt, war dies relativ knapp gehalten. Ehrlich gesagt zu knapp, für mich war der Umschwung Annes bezüglich der betreffenden Frau von einer Bekannten hin zu Verliebten sehr plötzlich. Demgegenüber entwickelt sich die Beziehung von Helene und Berthold authentischer weiter, Sorgen und Zweifel kommen auf und werden überwunden.
Ich kann nicht beurteilen, inwiefern der Roman für Quereinsteiger geeignet ist. Einerseits werden Entwicklungen der beiden Vorgänger zusammengefasst, doch man hat einfach mehr davon, wenn man dies selbst mitgelesen hat und die Charakterentwicklungen erlebt, die hier auch sehr stark die Nebenfiguren betreffen.
Generell beschäftigt sich dieser Band stark mit den Beziehungen der Figuren zueinander, vor allem im Themenfeld Familie: Anne und ihr Vater, Helenes Eltern und ihr Bruder, sowie in geringerem Maße die Reimers.
Spannungsmäßig geht es ruhiger zu als in den Vorgängern, dennoch gibt es auch Action, besonders positiv in Erinnerung geblieben ist mir eine großartige Verfolgungsjagd.
Alles in allem ein gelungener Abschluss der Trilogie, der genügend Raum für und Lust auf einen Nachfolge-Band macht.