Ost-West Schicksal

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meldsebjon Avatar

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Geflohen aus Ostpreußen hat Dora Twardy auf der Flucht einiges erlebt und ist sein 7 Jahren mit ihrer Familie auf einem Bauernhof in der Lüneburger Heide untergekommen. Sie leben dort mit sieben Personen in sehr beengten Verhältnissen. Dora ist harte Arbeit und auch Armut inzwischen gewöhnt, zu schaffen macht ihr aber die ständig unzufriedene und missbilligende Art der Bäuerin, die kein gutes Haar an ihr lässt, sosehr sie sich auch anstrengt. Mit Ende zwanzig hat sie fast schon die Hoffnung auf ein besseres Leben aufgegeben, ebenso wie die Hoffnung, ihre große Liebe wiederzufinden. Trotzdem versucht sie, einen Studienplatz für Tiermedizin zu bekommen, was wegen ihres Alters schwer ist. Auch hat sie versucht, etwas über den Verbleib von Carl herauszufinden. Fast gleichzeitig erhält sie dann einen Studienplatz an der Uni in Ost-Berlin und erfährt, dass Carls letzte bekannte Adresse in Berlin war. Als kämpferische junge Frau wagt sie den Schritt, nimmt den Studienplatz an und zieht mit ihrer Ziehtochter Clara nach Berlin. Sie kommt dort bei den Schwiegereltern ihres Bruders unter und landet damit im Haushalt eines Parteifunktionärs.
Die 1952 noch schwelenden Unruhen erlebt sie hautnah mit bis zum Höhepunkt, den Aufständen am 17. Juni 1953. Ein Wiedersehen mit Carl, ein tiefer Einblick in die zerrissene Gesellschaft der DDR und auch Beziehungen zu Menschen in Westberlin lassen Dora und die Leser das ganze Spektrum der damaligen Gefühlswelt hautnah miterleben.
So nah bin ich den Gefühlen der Menschen selten gekommen. Die Autorin versteht es glänzend, die Zwiespalte miterleben zu lassen, in denen man damals stecken konnte. Recht sachlich geschrieben ist das Buch, aber so eindringlich, dass man sich in die damalige Zeit mit all ihren Nöten hineinversetzt fühlt. Eine ganz klare Leseempfehlung!